Die Hardrock-Heroen von Kings X tummeln sich mittlerweile schon seit fast 30 Jahren im internationalen Rock-Zirkus. Der große Durchbruch ist den Amerikanern dabei aber immer verwehrt geblieben. Woran das liegt, möchte ich nicht beurteilen, aber leider wird sich dieser Zustand mit ihrem neuen Werk „XV“ auch nicht verändern. Wie schon bei den vergangenen 14 Alben zelebrieren sie gepflegten Rock, der mal melancholisch, mal partytauglich aus den Boxen schießt. Mit einem Schuss Beatles, einer Priese Black Label Society befindet sich „XV“ auch auf musikalisch hohem Niveau, wenn auch der letzte Kick fehlt, der diese Scheibe zu einem Meilenstein machen würde. Dies müssen sich Kings X nun mal vorwerfen lassen, dass ihre Musik einfach zu oft ohne Ecken und Kanten daherkommt. Der Opener „Pray“ blubbert wie ein langsamer Südstaatenrocker gemächlich vor sich, erst „Repeating Myself“ sorgt stimmlich für ein wenig Abwechslung, jedoch könnten böse Kritiker den Songtitel als symptomatisch für die Scheibe und Karriere der Rocker deuten. Doch dieser Song bedeutet plötzlich die Wende. Locker flockig werden die ersten beiden Rohrkrepierer vergessen gemacht. „Julie“ entzückt als rockige Ballade, wie sie Bryan Adams schon seit gefühlten Jahrzehnten hinbekommen möchte und „Alright“ dampft wie heißer Wüstenstaub. „Broke“ empfängt den Hörer wieder etwas schläfriger, mit öligen Gitarrengezocke und druckvollem Gesang. „I Just Want To Live“ – ganz großes Fragezeichen. Interessant, sehr melancholisch. „A little bit scarry, but it’s wonderful!“. Auf jeden Fall klingt die Zeile „I just want to live“ ungefähr so glaubwürdig, wie wenn ein Suizidgefährdeter diesen Spruch bei seiner Therapie immer und immer wieder wiederholen müsste. So richtig aus dem Knick kommt die Scheibe im Anschluss nicht mehr. Und die beiden „Bonussongs“ „Love And Rockets“ und „No Lie“ hätte man sich auch sparen oder die Bezeichnung Bonus weglassen können. Kings X haben mit „XV“ ein eingängiges, stark produziertes Hard Rock Album in den Ring geworfen. Gegen Hausnummern der wiedererstakten Whitesnake und Def Leppard haben sie allerdings keine Chance und verlieren zwar nicht durch KO aber nach Punkten einstimmig.