Vom Dunkel ins Licht, so könnte man vielleicht die Entwicklung vom letzten Kent Album zur aktuellen ‚Hjärta & Smärta EP’ beschreiben. War ‚Du Är Jag Döden’ sowohl vom Art-Design als auch musikalisch sehr düster, so präsentiert sich die EP im strahlenden Weiß mit einem zartsilber aufgedruckten Kind mit Engelsflügeln; das zugehörige Booklet schmücken Heiligenfiguren. Und auch hier lässt sich eine Querverbindung zur Musik finden, die von der musikalischen Grundstimmung einen deutlich positiveren Gesamteindruck hinterlässt als das Album, soweit man dies über die grundsätzlich eher herzerweichenden, oftmals durch Moll-Akkorde dominierten Songs von Kent sagen kann. Und so liefern auch die Texte der EP die von komplizierter Liebe, gebrochenen Versprechen, fallenden Bomben und auch wieder vom Tod handeln ein entsprechendes Gegengewicht, das sich über Joakims kraftvollen und zugleich zerbrechlichen Gesang wie ein trauriger Schleier auf die Herzen der Hörer legt. ‚Vi Mot Världen’ (Wir gegen den Rest der Welt) eröffnet mit viel Dynamik die 21 Minuten Kent bevor mit ‚Dom Sön Forswann’ (Die, die verschwanden) der von der Songstruktur wohl dynamischte Song der EP präsentiert wird. Woran sich die Geister hier scheiden werden, ist der Kinderchor gegen den Jocke ansingt. Für mich hätt’s nicht sein müssen. Starke, klare Kent-typische Gitarren und ein marschierender 4/4-Beat helfen aber dabei diesen Song trotzdem zu mögen. Mein Favorit ist auf jeden Fall ‚Ansgar & Evelyne’, das sich über ein melancholisch-süßes Intro nach einer knappen Minute zu einem dahinschwebenden Etwas mit kreischenden Gitarren im Hintergrund entwickelt. Kent in Bestform! An vergangene ‚Isola’-Zeiten erinnert wehmütig ‚Flen – Paris’ bevor die EP mit dem dramatisch-schön vor sich hin kriechenden ‚Manadens Erbjudande’ (Das Angebot des Monats) ein eigentlich zu frühes Ende findet. Die Songs wurden zusammen mit denen des letzten Albums geschrieben und so muss man Kent zugestehen, dass sie ein Händchen dafür haben, durch Auswahl der richtigen Lieder ihre Veröffentlichungen rund und schlüssig zu machen. Fünf Lieder zum verkürzen der Wartezeit auf den nächsten Coup, der an dieser Stelle bereits sicher vorausgesagt werden kann. Zurecht füllen die schwedischen Indie-Rocker die größten Hallen Skandinaviens. Schade, dass es wohl nie mehr zu einer ausgedehnten Europa-Tour kommen wird, aber vielleicht hat gerade der fehlende große Erfolg auf dem ausländischen Markt Kent vor einen Ausverkauf bewahrt, der bereits vielen anderen Kollegen das Genick gebrochen hat. Freuen wir uns also über den regen Output in diesem Jahr, der mit Album, B-Seiten und EP immerhin 20 Songs umfasst ohne dabei an Qualität einzubüßen. PS: zur Veröffentlichung dieser Kritik gab es die EP übrigens für 9 Euro incl. P&P bei CDWow, nur so als Hinweis...