Dass Kenji Tsuda eine der markantesten Stimmen Japans ist, wissen Anime-Fans schon lange. Ob als grimmiger Kishibe in Chainsaw Man, als fieser Overhaul in My Hero Academia oder als kultiger Seto Kaiba in Yu-Gi-Oh! – Tsuda verleiht seinen Figuren Tiefe, Charakter und jede Menge düsteres Charisma. Doch wer glaubt, damit sei sein kreatives Schaffen schon umrissen, hat noch nie einen Fuß in seine Bandcamp-Höllenkammer gesetzt. Denn dort wird’s richtig schräg: Seit einiger Zeit veröffentlicht Tsuda dort unter eigenem Namen experimentelle Klangwerke, die so gar nichts mit Anime zu tun haben. Oder mit Musik im klassischen Sinne. Oder mit irgendeiner Form von Kommerz. Was er da macht, ist eher ein akustisches Gedankenexperiment mit rostiger Schubkarre und Kabelsalat. Und sein neuestes Werk trägt den wunderbar widerspenstigen Titel: „Das will mir nicht einleuchten“.
Die EP besteht aus vier Tracks – wobei „Tracks“ hier schon fast zu viel Struktur andeutet. Es sind eher Geräuschskizzen, kompositorische Mutproben, vielleicht auch Tonträger gewordene Geisteszustände. Es zischt, knarzt, fiept, brummt, und manchmal klingt es, als würde ein Staubsauger gegen ein Theremin kämpfen – auf einer vernebelten Bühne in Brandenburg. Was einem da entgegenschallt, ist alles – nur keine Musik zum Mitsingen. Und genau das scheint Tsudas Absicht zu sein: Verwirrung stiften mit Stil. Der Titel „Das will mir nicht einleuchten“ ist also nicht nur programmatisch – er ist eine Einladung zum akustischen Kontrollverlust. Kein Refrain, keine Beats, keine Melodie. Dafür viel Atmosphäre, rohe Texturen und die stetige Frage: Was höre ich hier eigentlich gerade?
Spannend ist auch der Kontext: Tsuda hat sich in den letzten Jahren eine kleine, aber feine Sammlung an Veröffentlichungen aufgebaut – fast alle mit deutschen Titeln. „Rückkopplung mit Aussicht“, „Mitten im Gefühl“, „Unfassbar“, „In dieser Richtung weiter“ – klingt ein bisschen nach Philosophie-Student auf Sinnsuche, aber was dabei rauskommt, ist erstaunlich kohärent: elektronische Klangkunst mit Dada-Charme. Wer also auf der Suche nach dem nächsten Club-Hit ist, sollte schnell weiterklicken. Wer hingegen Lust hat, sein Hirn kurz auf Durchzug zu stellen und mit Tsuda in eine andere akustische Realität abzutauchen, ist hier goldrichtig. „Das will mir nicht einleuchten“ tut genau das, was es soll – und zwar alles, außer Sinn ergeben. Ein kleines Kunstwerk aus Knistern, Krach und Konzept.
Kenji Tsuda – Das will mir nicht einleuchten: Geräusche statt Lieder

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