Jägerblut ist, das kann man ohne zu zögern und mit reinem Gewissen sagen, ein absoluter Sonderling. Das Projekt um Anton Knilpert hat sich dem Bavarian Folk verschrieben und zelebriert ihn mit erstaunlicher Vielgestaltigkeit. Der vorliegende Labelsampler wird so nicht im Handel erhältlich sein und ist somit zwar von einer Bewertung ausgeschlossen, gibt aber einen schönen Überblick über das bisherige und gegenwärtige Schaffen der Band. Denn neben Anton Knilpert und dem mittlerweile ausgeschiedenen Julius Gospodard haben sich unter anderem auch Throfon-Kollegin Genevieve Pasquier, Tikki Nagual und Giuseppe Tonal hinzugesellt. Zahlreiche Gastmusiker komplettieren den bunten Reigen an bayrischer Folklore im extraordinären Gewand. Wem der Begriff Bavarian Folk gänzlich unbekannt ist, sollte sich eine Mischung aus bayrischer Volksmusik, Neofolk und Minimal-Electro/Industrial vorstellen. Das geht nicht? Oh doch, denn Jägerblut spielen erstaunlich vielgewandig auf und betonen von Track zu Track immer wieder andere Facetten ihrer besonderen musikalischen Mischung. "Waldpracht" mit seinen Akkordeontönen und dem mannhaften Gesang könnte so fast auf als musikalisches Volksgut durchgehen. Dagegen ist "Wassadeifi" sehr experimentell angehaucht und verbindet verschiedene Geräusche zu einer Klangcollage. Der vierte Track ist bisher unveröffentlicht und trägt auch noch keinen Titel. Sehr melancholisch und mit Bläsern hat der Song eine gewisse heroische Ausstrahlung. Richtig interessant wird’s bei "Maria durch ein...", welches das aus dem 16. Jahrhundert stammende 'Maria durch ein' Dornwald ging' mit Klanghölzern oder ähnlichen Tonwerkzeugen instrumentiert und dem Lied beinahe etwas schamanisches verleiht. Egal ob Neofolk mit Akustikgitarre wie bei "Hunting" oder doch Minimal-Industrial wie bei "Mia san Mia", das zwar sehr stark an Thorofon erinnert aber mit Volksmusik eingeleitet wird, Jägerblut kitzeln immer das Besondere aus der Musik heraus. Der weibliche Gesang bei "Resl von Konnersreuth" treibt einem unwillkürlich eine Gänsehaut über den Rücken, vor allem weil zusätzlich im Hintergrund dumpf klingende Gebete als gespenstische Stimmen ertönen. Man muss schon fast den Kopf schütteln, so unglaublich sind manchmal die Stilwechsel. "Es wird scho glei dumpa" ist ein melodischen Wiegenlied, das fast nur aus einer weiblichen Stimme und einigen wenigen Hintergrundklängen besteht. Der Musik scheinen fast keine Grenzen gesetzt. Jägerblut besteht bereits seit 1996, aber es hat ganze zehn Jahre gedauert, bis eine erste Veröffentlichung zusammen mit Sturmpercht das Licht der Welt erblickte. Erstes größeres öffentliches Interesse erregte das Projekt 1998 bei einem Konzert mit Allerseelen und Blood Axis. Und nun, nach fast zwölf Jahren wird Jägerblut ad acta gelegt. Im Herbst diesen Jahres erscheint eine Split-LP wiederum mit Sturmpercht auf dem amerikanischen White Label und zwischen Frühjahr und Anfang Sommer nächsten Jahres wird die letzte Veröffentlichung, eine Doppel LP beim Heimatlabel UMB, das Ende besiegeln. Sehr schade, denn Jägerblut ist mit Sicherheit ein Geheimtipp. und das nicht nur für unsere bayrischen Freunde.