Jesus versammelt seine schweizer Gurus bereits zum achten Mal zu einem Album (darunter eine Remix-CD). Und dass es diesmal mehr denn je krachen soll, beweist die Tatsache, dass die Eidgenossen kürzlich beim renommierten Label Black Rain (Feindflug, Tactical Sekt, Supreme Court) unterzeichneten. „King Ov Salò“ wird mit „Deep Inside“ eingeleitet, als hätte man eine Dark-Ambient-CD eingelegt und wenn man die Band noch nicht kennen sollte, könnte man glauben, es steht dem Hörer eine eher entspannende Stunde bevor. Denkste! Zwar begleiten uns während des Hören immer wieder dunkle Keyboard-Flächen, Synth-Strings und Sprach-Samples, doch werden diese entweder nur für Verschnaufpausen zwischendurch in Form von Instrumentals genutzt. Oder man verpackt diese Spielereien gekonnt mit grollendem Gesang, tiefen Atmo-Synths, Industrial-Drums, Orgeln und harten Gitarren, um so diesen ungewöhnlichen, aber höchst interessanten Sound zu kreieren. Genau diese Zutaten lassen den richtigen Opener „The end is Near“ beinahe zur Hymne aufsteigen. Worauf es JESUS AND THE GURUS auch sehr anzukommen scheint, ist die Fähigkeit der Provokation, die bereits beim Bandnamen beginnt und sich fließend auf die Songs übertragen lässt (Man vergleiche „Hail Satan und „Praise the Lord“). Ein weiteres Beispiel: „Storm of Steel“ (Übrigens der englische Titel für Ernst Jüngers Erster-Weltkrieg-Roman „In Stahlgewittern“). Dieser Song beginnt mit einem Muezzin und wird schließlich von Orgeln abgelöst, die einen stampfenden Industrial-Marsch einleiten, der den Soldaten-Text passend unterstützt. Die meisten Songs auf „King Ov Salò“ verwenden musikalisch stets ähnliche Muster: Härtere Gitarren, Synthie-Flächen, Chöre, tiefer Gesang, Orgeln und schließlich ein melodischer Chorus, der alles vereint. Die Arrangements befinden sich auf einem stets ausgereiften Niveau. Der Gesang erhebt sich zwar kaum bis gar nicht, kommt aber atmosphärisch gekonnt eingesetzt rüber. Doch das Album wartet auch mit Überraschungen auf. So wagen die Gurus immer mal wieder den Ausflug ins Western-Genre! „The song is the Weapon“, oder „March to Hell“ beginnen mit einer Akustik-Gitarre und verwenden das typische Western-Gesangs-Echo. Gewürzt wird das Ganze mit starkem Orgel-Einsatz, der schließlich mit harter E-Gitarre versetzt wird. Eine ungewöhnliche, aber schöne Mixtur! Auch die letzten Songs fallen kaum ab. JESUS AND THE GURUS verwenden verschiedene Stilmittel, aus unterschiedlichsten Genres, die sie überzeugend miteinander mischen. Die meisten Tracks bewegen sich in einem Raum zwischen Laibach, Gothminister und Rammstein, doch machen die Sidesteps in andere Richtungen „King Ov Salò“ besonders interessant. Auch wenn ein, zwei Songs doch entbehrlich gewesen wären, überzeugt dieses provokante achte Album der Schweizer. Achja: Die Laufzeit ist natürlich 66 Minuten und 6 Sekunden