Janosch Moldau ist zurück mit ‚Motel Songs’. Ein wenig länger hat es gedauert! Nicht, weil dem Künstler die Inspiration fehlte, sondern vielmehr weil ihm die Tonträgerindustrie eine schnelle und kompetente Herstellung der neuen Tonträger verweigerte… Der Verzug bei der Veröffentlichung ist jedoch weniger schlimm, da sich auch die zweite Charge der bleependen Elektropop Perlen nicht an aktuellen Trends orientiert, sondern die selbstbewusste Linie des Sound-Bastlers konsistent weiterführt. ‚Not with the Son’ und ‚Follow Me’ wurden bereits als Single veröffentlicht und werden nun auf dem Album mit neun weiteren Songs ergänzt. Dabei ergeben sich natürlich merkliche Unterschiede zum ersten Album ‚Redeemer’. Auch wenn die elektronische Grundstimmung sehr ähnlich wirkt, schleichen sich aggressivere Sounds ein, die Akzente setzen und die Songs weniger glatt erscheinen lassen. Dies gilt für die rauen Gitarren in ‚Not with the Son’ die von Streichern umschmeichelt werden genauso wie für die dominant in den Vordergrund gerückten Frequenzbrocken zum hart erscheinenden Basslauf in ‚Pieces from the Starirs of Heaven’. Insgesamt wirkt das neue Album sehr viel offener, mutiger, erwachsener, ganz so als ob Janosch eine eher traurige Phase in seinem Leben überwunden hat und mit voller Kraft neu durchstartet. Ganz besonders wird das in Stücken wie ‚I am the kingdom’ oder ‚Clear’ offensichtlich, in denen auch der Gesang kraftvoller und direkter einfließt. Dass die Kompositionen eine gewisse Nähe zu den Songs von Martin Gore entwickeln ist offensichtlich, liegen dabei jedoch eher bei ‚Counterfeit’ als bei ‚Violater’. Das schöne dabei ist, dass diese Verbindung nicht krampfhaft gewollt daherkommt, sondern unterbewusst zu entstehen scheint. Spirituelle Themen werden noch immer in den Texten, jedoch nicht mehr im Gesang verarbeitet. Das passt! Noch immer legt Janosch Moldau dabei eine Detailverliebtheit an den Tag, die wir so an ihm schätzen, obwohl diesmal Gitarre und Klavier die Szene dominieren. Und so setzt ‚Motel Songs’ berechtigterweise erneut Maßstäbe was elektronisches Songwritertum in Deutschland angeht.