Eine kleine Überraschung erwartete mich, als ich die Promo der aktuellen Scheibe der Niederländer von Iskandr erhielt. Hatte ich die beiden Herren nach den ersten drei guten, aber nicht wirklich packenden Alben als atmosphärisch schwarzmetallisch und recht typisch niederländisch einsortiert, war vorliegendes Album Nummer 4 entsprechend eine schöne Erfahrung, von der ich gerne berichte:

Ich habe definitiv nichts gegen Black Metal, ist es wohl eine meiner drei liebsten Ausrichtungen. Aber ich finde nicht zu jedem Unterfeld dieser Spielart Zugang und auch nicht zu allen regionalen Unterschieden. Und die Niederlande stehen für oft schräge Experimente und räudige Avantgarde. Und genau darauf war ich eingestellt, als ich mich an ‚Spiritus sylvestris‘ heranwagte. Dabei wäre es sinnhafter gewesen, mich auf folkigen Goth- oder Postrock zu freuen, denn genau so würde ich die knappe dreiviertel Stunde beschreiben. Iskandr erinnern mich 2023 ungemein an den Sound der Isländer von Solstafir in ruhig. Schleppende Melancholie, Folk, der mit E-gitarren umgesetzt wurde. Klargesang und Wehmut. Und dazu ein Coverartwork, das versöhnlicher wirkt, als es die Musik suggeriert. Denn die beiden Pferde wirken ganz fein in der herbstlichen Nachmittagssonne, der Hörer hingegen wird nicht umschmeichelt.

Die Entwicklung zu ruhigeren Gefilden hat dem Projekt merklich gut getan. Agierte das Duo zuvor bereits auf gutem Niveau, scheinen sie nun einen Sound gefunden zu haben, in dem sie deutlich mitreißender wirken können. Mir hat das Album so gut gefallen, dass ich mir eine Platte zulegte, um die Musik an kalten herbst- und Wintermorgen zu genießen. An einem See, wandernd und leicht frierend ist dies ein wunderschöner Soundtrack um runterzukommen, bevor mich die Welt wieder einholt.

Iskandr – Spiritus Sylvestris

29.09.2023 / Eisenwald


https://iskandr.bandcamp.com/album/spiritus-sylvestris


01. Spiritus Sylvestris
02. Knagend zout
03. Waterwolf
04. Hoor het smeken
05. Hof der valken
06. Interlude
07. Nachtvorst