Wellen und Wind zerren am Schiff, die Mannschaft leidet unter der Gewalt der Naturräfte, die auf Holz und Segel wirken und die gischtumspülten Klippen kommen gefährlich nahe. Das Coverartwork der Neuauflage des Debüts von Isenordal ist wunderbarer und altmodischer Kitsch, die Musik der sechs Herren und Damen aus dem Nordwesten der USA ist es auch. Irgendwo zwischen Doom und Black Metal, ein Sound, der mich eher in die 90er zurückführt und sechs Stücke in 49 Minuten – für einige könnte es sich als echter Glücksfall erweisen, dass dieses Werk nun einer breiteren Masse präsentiert wird!

2017 brachte man das Album noch selbst unter die Leute oder zusammen mit Eternal Warfare Records, es folgte 2018 ein weiteres Album 'Spectral embrace', zu dem ich mir kein Urteil erlauben kann. Nun ist man bei Prophecy unter Vertrag und das ist allein wegen des deutlich verbesserten Artworks von 'Shores of mourning' erfreulich. Musikalisch ist Isenordal eine spannende Mischung aus vielen Elementen: Da haben wir folkig-ruhige Parts, doomige Wucht, Schwarzmetal, der mich in seiner Dramatik eher an Cradle of filth als an "hartes Zeug" erinnert. Manchmal ist mir, als ob man die Stimmung einiger Gothic Metal Erzeugnisse der End-Neunziger aufgreift. Growls, Krächzen und sanft säuselnde weibliche Gesangsbeiträge im Wechselspiel, das Krächzen dabei meist unbeeindruckender Standart, dann aber zum Teil wie sehr schrill: fast wie ein Kleinkind, dass eine heisere Ente imitiert. Keyboards, fisselig-dünne Riffs und zähe Basslinien. Violinen und Orgeln – nein, Isenordal arbeiten nicht nach dem "Weniger ist mehr" Prinzip, sondern tragen dick auf. Die Stücke sind keinesfalls geradlinig, aber immer schlüssig.

Ich kann für mich feststellen, dass dies nicht 'my cup of coffee' ist. Ich halte aber genauso überzeugt fest, dass ich mir verdammt sicher bin, dass es da draußen viele geben wird, denen es nicht so gehen wird und die sich ausgesprochen über Isenordal freuen werden. Die sechs Musiker schufen ein Album, das Nostalgie groß schreibt, ohne altbacken zu wirken und dessen Gesamtergebniss aus einem wilden Potpourri an Sounds und Stimmungen entstand. Ein Reinhören ist dringend angeraten – insbesondere "A gallows prayer" versüßte mir die Stunden mit dem Album, auch wenn es nicht ganz mein Schuh ist und Ausfälle finden sich zu keinem Zeitpunkt.

 

Isenordal

Shores of mourning

 

06.12.2019

Prophecy Productions

 

https://isenordal.bandcamp.com/album/shores-of-mourning

 

01. Shores of mourning
02. Of winged fire and crawling shadow
03. Pyres at nightfall
04. To tear the veil of dreams
05. A gallows Pprayer
06. Cleansing rites