Einigen von Euch sind „Interlace“ vielleicht vom „Septic III“- oder „Cryonica Tanz Volume 2“-Sampler bekannt, zu denen sie den Song „Soul Of A New Machine“ beisteuerten. Nach ihrem Debüt-Album „Innuendo“, das hierzulande relativ wenig beachtet wurde, legt das mittlerweile seit fast 10 Jahren bestehende schwedische Quartett nun „Under The Sky“ vor. Weil die Mitglieder – über ihre Identitäten schweigen sich sowohl die offizielle „Interlace“-Homepage als auch Dependent und das schwedische Label Memento Materia aus – lange Zeit mit diversen anderen Projekten beschäftigt waren, schmiedete man erst im Herbst 2001 konkrete Pläne für das Debüt-Album. In Schweden konnten sich „Interlace“ durch einige Live-Auftritte bereits einem breiteren Publikum vorstellen und waren bei den diesjährigen Scandinavian Alternative Music Awards (SAMA) sogar für den besten Newcomer-Act 2003 nominiert. Auf deutschen Konzertbühnen kann man "Interlace" – um es gleich vorweg zu nehmen – im Oktober/November diesen Jahres als Support von Suicide Commando sehen! Im Grunde ist „Under The Sky“ mehr oder weniger eine „Neuauflage“ ihres Debüts „Innuendo“. „Under The Sky“ wird in zwei Versionen angeboten: die Original-Version in Form einer Mini-CD umfaßt lediglich neun Tracks, wohingegen die sogenannte European Version mit ganzen 15 Songs aufwartet, davon sind sieben als Bonus-Tracks deklariert. Eigentlich wurden der Original-CD dabei nur einige neue Tracks in unterschiedlichen Versionen und Remixen hinzugefügt. Vom Dependent-Label stilistisch irgendwo zwischen alten EBM-Heroen wie Clock DVA und Skinny Puppy eingeordnet, beschreiben "Interlace" ihre Musik selbst als klar strukturierte elektronische Soundscapes mit einem leichten Touch verzerrter Aggression. Sie verstehen sich als Essenz des Fortschritts, eine Art virtuelles Labor und als Reich der Erleuchtung. Genau so klingt ihre Musik: von dunklen, kalten Electro-Attacken reicht das musikalische Spektrum bis hin zu weichen, gefühlvollen Klangstrukturen. Vielleicht könnte man „Under The Sky“ auch als eine Art künstlerische Zeitreise – von der lehrreichen Vergangenheit über eine schockierende Gegenwart hin zu einer ungewissen Zukunft. Alle Tracks sind rhythmusorientiert und von der ausdrucksstarken Stimme des Sängers sowie etlichen Voice- und Soundsamples durchsetzt. „Equus“ in der Remix-Version von Implant könnte durchwegs als Soundtrack für einen Science-Fiction-Film hergenommen werden, während hingegen das sehr langsame und ruhige „Pinioned“ zum Zurücklehnen einlädt und das ausgesprochen gelungene „Soul Of A New Machine“ ein tanzbarer EBM-Track ganz der „alten Sorte“ ist. Diverse Remixe z.B. von dem japanischen Komponisten Akira Yamaoka oder Headscan sorgen für Abwechslung und geben den Songs eine ganz eigene Note. Besonders positiv hervorzuheben sei auch das beängstigend düstere und kraftvolle „Stone Mirror“, das seine Verzweiflung und Resignation nur so herausschreit, gefolgt vom ruhigen und mondänen „Missing Link“. „Under The Sky“ ist kein einfach zu konsumierendes Album. Es verlangt vom Hörer eine gewisse Portion Aufmerksamkeit und Aufgeschlossenheit, denn "Interlace" verleihen ihrer Musik eine neue künstlerische Dimension mit hohem Anspruch an Perfektion und Abstraktion. Als eine Art synthetisches Mischgewebe vereint „Under The Sky“ unterschiedliche Ausdrucksarten und bleibt so durchweg abwechslungsreich und vielschichtig. Genau das hebt Interlace mit ihrem Sound-Kosmos aus der derzeitigen Masse an Electro-Formationen richtungsweisend heraus. Die europäische Album-Version kommt in einem sehr schönen, futuristisch gestalteten Pappschuber, wohingegen das Booklet sehr mager ausfällt bzw. im Grunde gar nicht vorhanden ist, da es lediglich einmal zusammengefaltet ist und keine Informationen bzw. Texte enthält. Schade!