Endlich, ja endlich ist es soweit. Endlich können wir TBM'ler zeigen, dass wir wissen, wie man richtig und schön komponiert. Endlich können wir den Rezensenten und elitären Gruftis, die unsere Musik als plumpes Bassgeballer abtaten, zeigen, wie stimmungs- und anspruchsvoll diese Spielart der schwarzen Szene sein kann. Oder sind wir noch schwarze Szene? Sind "unsere" Clubs und Parties überhaupt noch schwarz? Pah, Incubite wird es euch zeigen. Denn das Kunstprojekt von Reglerbediener und Ruhrpottler Neill Oblivion vereint alles, was diese Musik ausmacht und stellt harsche Ansprüche an den Hörer. Idealerweise ist der Incubite Zuhörer taub. Oder betrunken. Denn nur dann kann man die Musik mit all ihren Ebenen wirklich verstehen. Was zunächst nach beliebigen BummBumm mit Filmsamples klingt erweist sich bei mehrmaligen Hören als beliebiges BummBumm mit Filmsamples. Aber man muss sich reinversetzen in die jeweiligen Szenen, in die jeweiligen Welten. Das kann mich nicht einfach nur konsumieren. Das muss man begreifen. Idealerweise mit der Singleauskopplung, die bereits seit einiger Zeit auf den Tanzflächen zum Nachdenken anregt. Der "Muschitanz" zeigt, wie man Erotik und Beats zu einer Melange verbindet, die zumindest bei mir auf Monate als Verhütungsmittel dienen kann. Al Pacino sprach damals im "Duft der Frauen" über die Sinnlichkeit und Wirkung des weiblichen Körpers und gerade dieser zentralen Körperregion im Speziellen. Aber dieser Monolog kann erst dann wirklich verstanden werden, wenn man die Worte aus dem Kontext/Film reißt, sie zu einem Brei zerhackt und als Zentralmotiv die Wiederholung von Omas Lieblingsnamen für einen Stubentiger dahernimmt. Spätestens nach dem 20sten "...Muschi..." weißt ich, das Kunst ist.... und was nicht. Aber man kann Incubite nicht auf ein einziges beliebiges Lied reduzieren. Nein, man darf es nicht. Denn Incubite sind so viel mehr: sehr viele beliebige Lieder. Sehr sehr viele. "Toxikum" wartet mit 12 Tracks auf, die schon jetzt als Klassiker gefeiert werden können, bzw. als klassische Massenware. Beats und Samples und Beats und Samples und Beats und .... Ein immerwährender Kreislauf, ein Ying und Yang. Das, was Bands Ende 80ern erfolgreich erfunden haben konnte erst heute durch Incubite wirklich groß kopiert werden. Und was für wundervolle Samples sich da finden: Themen wie Hass, Sex, Wut, Porno, Bösartigkeit, Nacktheit,... beschreiten neue Pfade, regen zum Nachdenken über die Grausamkeit der Welt an und dienen nicht als reiner Katalysator auf der Tanzfläche um noch böser zu wirken. Und Incubite sind so genial und versuchen nicht, die Samples perfekt in die Melodik einzuarbeiten. Nein, diese Texte sprechen so sehr für sich, dass sie auch mal neben der Spur liegen dürfen. Schließlich zeigt der gezielte und sorgsame Umgang mit Kunstblut und bunten Kontaktlinsen im Booklet, dass Incubite auch an eine Karriere in der Photo-Szene denken könnten. Das will man als Gemälde über der Sofagarnitur hängen haben. Sicherlich werden viele Incubite auch einfach als neues Tanzfutter für den Club wahrnehmen und die Meisterwerke stumpf konsumieren ohne sich über die Inhalte und Aussage der Kompositionen Gedanken zu machen. Und auch hierfür kann das Debutalbum verwendet werden. Aber wir, die wir uns mit Musik beschäftigen, wissen nun soviel mehr.