Seit mittlerweile fast 20 Jahren hat der Name In Strict Confidence in der Electros-Szene einen guten Klang. Und das zu Recht. Über zwanzig Veröffentlichungen stehen seit 1992 zu Buche. Dabei waren Mastermind Dennis Ostermann und seine Stimme die Konstante, während sich die Besetzung und der Sound immer wieder verändert haben. Frisch an Bord ist Sängerin Nina de Lianin und Gitarristin HayDee, wodurch ISC nun zu sechst agieren.

Mit der vorliegenden CD gibt es jetzt einen Vorgeschmack auf das 2010 erscheinende Album „La Parade Monstrueuse“. Und „My Despair“ macht Appetit auf mehr. Eine eingängige Nummer, die mit einem tollen Refrain aufwartet und allen gefallen dürfte, denen wie mir zum Beispiel „Seven Lives“ vom Album „Holy“ gefallen hat. Der Song ist aufwendig und Freunde von komplexen Strukturen werden auf Ihre Kosten kommen, ohne das „My Despair“ überladen wirkt. Beim Clubmix gilt nomen est omen, anfangs war ich etwas enttäuscht, da außer einem straighteren Beat nicht wirklich viel passiert, aber ab etwa Minute vier kommen die zwei für mich besten Minuten dieser CD. In Summe fünf Versionen und ein Video gibt es vom Titeltrack zu hören. Die Extended Version verdeutlicht, dass Dennis Ostermann ein Kind der Achtziger ist. Denn dieser Mix kommt klar in der Tradition der Maxi-Versionen aus dieser musikalischen Epoche. Die Slowdive Version ist die ruhige Variante und funktioniert auch prima. Für mich ein Zeichen, dass es ein gut komponierter Track ist, der nicht nur von der Produktion lebt.

Auch Sono steuern einen Remix bei und herausgekommen ist ein waschechter Dancetrack. Hier wird mehrfach die Spannung aufgebaut, aber erst als bei einem Spannungsbogen überraschend der Gesang addiert wird, kommt es zu treibenden „Erlösung“. Am Ende fehlt „My Despair“ meiner Ansicht nach trotz allem Lob der letzte Kick, um eine ähnliche Aufmerksamkeit zu erlangen wie dereinst mit dem „Zauberschloss“. Gerade in den Clubs. Aber wenn die Welt gerecht wäre, würde in den Clubs auch das großartige „Constant Flow“ laufen. Der Track zeigt, dass Herr Ostermann seine „kanadischen Wurzeln“ nicht verleugnet. Die eingesetzte Gitarre erinnert an Front Line Assembly und der atmosphärische Refrain erinnert mich musikalisch an „AnitUS“ von Leaether Strip. Sehr überzeugend! Komplettiert wird das Ganze durch „Feeling“, gesungen von eben jener Nina, ganz in der Tradition der himmlischen Stimmen und bezeichnenderweise der Song mit einem Text, in dem die Verzweiflung nicht siegt.

Eine prima Veröffentlichung, die nicht nur musikalisch überzeugt. Sieben Tracks, drei verschiedene Songs und ein Video zum Maxi-Preis. Auf der Homepage gibt es sogar Links zu Downloadportalen, bei denen die sieben Tracks für unter drei Euro zu bekommen sind. Das ist ein wirklich erwähnenswertes Preis-Leistungs-Verhältnis. Bleibt noch anzumerken, dass sich der Kauf der physischen CD besonders für diejenigen lohnt, die gerne die Texte im Booklet nachlesen.