In Mitra Medusa Inri - Kalte Farben

In Mitra Medusa Inri -...

1992 formiert sich eine Band, spielt sich durch zahlreiche Konzerte, veröffentlicht 1996 ihr erstes Album – und nun, rund 15 Jahre später, liegt mit „Kalte Farben“ ein neues Werk von In Mitra Medusa Inri in meinem Player. Wer den ungewöhnlichen Bandnamen noch nicht zuordnen kann, ist nicht allein: Die Mischung aus lateinischen, mythologischen und christlichen Anklängen führt bewusst in die Irre und entzieht sich jeder eindeutigen Bedeutung. Die Gruppe selbst beschreibt den Namen als bewusst gewählten Kunstbegriff – passend zu einer Band, die sich seit jeher zwischen elektronischer Dunkelromantik und emotionaler Melancholie bewegt.

Das Duo aus Mönchengladbach widmet sich einer elektronisch geprägten Spielart des Dark Wave, angereichert mit echten Gitarren und einer Prise klassischer Instrumentierung. Die üblichen Schubladen greifen hier nur bedingt: Gothic, Dark Wave, ein Hauch Electro – und irgendwo zwischen Clan of Xymox und Diary of Dreams findet man jene Stimmungen wieder, die In Mitra Medusa Inri seit jeher begleiten. Zwar werden als Einflüsse auch The Cure, New Order oder Joy Division genannt, doch das aktuelle Ergebnis klingt weniger nach Postpunk-Ikonen, sondern eher nach einer eigenen, gewachsenen Handschrift. Als jemand, der die Entwicklung der Band nicht von Beginn an verfolgt hat, fällt sofort die besondere Mischung aus vertrauten und überraschenden Elementen auf. Das Zusammenspiel von Klavier, Gitarren und kühlen Elektronikebenen schafft eine atmosphärische Breite, die durch den markanten, sonoren Gesang getragen wird: mal melancholisch und dunkel, mal energisch und hymnisch, mal mit einem leichten Drall Richtung Tanzfläche.

„Kalte Farben“ umfasst zehn neue Songs sowie einen unveröffentlichten Bonustrack aus dem Jahr 1998. Der Opener „Nimm die Lügen von mir“ führt mit zarten Klavierlinien in eine fast romantische Wave-Welt – allerdings mit einem Text, der stellenweise etwas kitschig gerät. Dennoch setzt der Track die Stimmung des Albums gut: schummrig, emotional und mit einer Theatralik, die nicht aufgesetzt wirkt. Anschließend wechseln die Vocals ins Englische; die Songs steigern sich teils langsam, teils abrupt in hymnische Passagen. Stück Nummer drei treibt mit einem klar strukturierten Beat voran, bevor das vierte Lied das Tempo wieder herausnimmt und in verlorener, fast entrückter Atmosphäre schwebt. Genau diese Dynamik macht die Platte schwer in Worte zu fassen: Die Tracks wirken zuerst wie Brüche im Fluss – entwickeln aber, hört man genauer hin, ihren ganz eigenen inneren Rhythmus.

Zwischen zelebrierter Traurigkeit und verspielten Uptempo-Elementen wechselt das Album mühelos die Temperamente. Besonders „One Last Time“ besticht mit einer Ruhe und Tiefe, die sich erst nach und nach entfaltet. Zum Ende hin wird es wieder tanzbarer, die Melodien verweben sich miteinander, Chöre treten dezent hervor, und man fühlt sich stellenweise wie in einer himmelwärts gerichteten, melancholischen Trance. Mit „Say Goodbye“ verabschieden sich die beiden Musiker zunächst würdevoll und ruhig – ein nahezu perfekter Schlusspunkt. Doch dann folgt der Bonustrack: „Sag mir, wo die Blumen sind“, jener weltbekannte Antikriegsklassiker. Leider fällt diese Interpretation deutlich ab. Der Gesang wirkt unsicher, die Stimmung bleibt blass, und die emotionale Wucht des Originals wird nicht ansatzweise erreicht. Ein Abschluss, der dem Album eher schadet als nutzt.

Davon abgesehen ist „Kalte Farben“ ein stimmiges, abwechslungsreiches Werk, das zwischen Melancholie und Energie pendelt und durch seine liebevolle Produktion wie Gestaltung überzeugt. Das Booklet ist ansprechend, das Artwork detailreich – und als charmantes Extra gibt es sogar ein Kreuzworträtsel im Inneren. Wer das richtige Lösungswort einsendet, kann einen Abend mit der Band gewinnen. Einsendeschluss ist der 30.06.2007 – also schnell sein, CD kaufen, rätseln, hoffen. Ein Album, das Fans elektronisch-melancholischer Dunkelmusik ansprechen dürfte – und eines, das genug Tiefe besitzt, um auch nach mehreren Durchgängen zu wirken.

In Mitra Medusa Inri - Kalte Farben
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