Imperative Reaction haben eine bewegte Vergangenheit hinter sich und auf Ihren bisherigen Alben mehrere Veränderungen im Sound durchgemacht. Zudem ist der Kopf des Quartetts Ted Phelps eng mit System Syn um Clint Cartney verbunden, was gegenseitige Unterstützung bei der Produktion und Gastauftritte beinhaltet und offensichtlich oft Einfluss auf den Sound hatte. Angefangen mit Electro nordamerikanischer Prägung endete der Weg von Imperative Reaction auf dem letzten Album „Minus All“ in Orientierungslosigkeit, was auch Ted Phelps mittlerweile offen eingesteht. Mit dem Album „Imperative Reaction“ wurde nun eine erneute Wendung angekündigt. Jetzt in Richtung Rock. Da mir sowohl Imperative Reaction als auch Rock-Einflüsse im Electro grundsätzlich sympathisch sind, klang diese Wendung für mich verheißungsvoll. Aus diesem Grund war der erste Durchlauf von „Imperative Reaction“ für mich eine herbe Enttäuschung. Denn trotz Gitarreneinsatz bei einzelnen Songs, dominiert auch beim selbstbetitelten Album der Amerikaner der Future-Pop. Es hat einige Durchläufe gedauert, bis ich mich von dieser Enttäuschung erholt hatte und mich wieder einigermaßen objektiv dieser CD widmen konnte. Es knallt ordentlich und das Tempo wird hochgehalten. Dabei gelingt der Truppe um Ted Phelps einigen Songs tatsächlich eine Rock-Atmosphäre einzuhauchen. „Side Effect“ und „Surface“ sind gelungen, auch wenn ich während des Hörens eher eine Bühnenshow wie bei Combichrist, als etwa die von Nine Inch Nails vor dem inneren Auge habe. Zur Single "Surface" (mit Backing Vocals von eben jenem Clint Cartney) findet man auf der Band-Homepage ein sagen wir mal aussagekräftiges Video. „Torture“ oder „Permanent“ hingegen sind die andere Seite der Medaille – trotz des Tempos furchtbar langweiliger Future-Pop und es kostet mich einiges an Überwindung, hier kein Wortspiel mit diesen beiden Songtiteln zu veranstalten. Dazu ist der völlige Verzicht auf echte Tempowechsel wie es sie früher gegeben hat („Alone“) traurig. Der Gesang von Ted ist Geschmackssache, mir gefällt er wie immer gut. Zusammen mit seinem Gespür für melodische Refrains verhindert der Kopf von Imperative Reaction, dass mich das neue Album völlig kalt lässt. Musikalisch habe ich allerdings so meine Schwierigkeiten. Schade.