„Wenn du sie rufst, werden sie kommen“ Jim Morrison's Ausspruch in Wayne's World 2 kann besser nicht zutreffen als in diesem Fall: Imatem, das geistige Kind von Peter Spilles, galt beim ersten Album noch als Soloprojekt. Aber das zweite Werk „Journey“ kann man fast schon als All-Star-Album ansehen auf dem sich einige ausgezeichnete Künster das Mikro in die Hand reichen um zu Spilles' fabelhaften Elektroarrangements zu singen. Wer nicht erst seit der TBM und Hellectro Revolution Musik der schwarzen Szene hört und gerne mal mit elektronischeren Klängen liebäugelte wird aufhorchen, denn Ronan Harris (VNV Nation), Sven Friedrich (Dreadful Shadows und Zeraphine) und Sara Noxx sind keine ganz unbekannten Gesichter. Was zunächst nach Geldmacherei oder seelenloser Marketingstrategie mit großen Namen klingt erweist sich bald als überraschend starkes Album: Auch ich ging mit einigen Vorbehalten an diese CD heran (zumal mir Album Nummer eins nicht wirklich zusagte), aber bereits nach dem zweiten Durchlauf war das Eis gebrochen. Bezaubernde Stücke, abwechslungsreich und im Mid-Tempo gehalten, eine tolle Produktion und wirklich gelungene Gesangsauftritte. Imatem haben das alles zu bieten – trotz der großen Namen ist es doch eher eine zurückhaltende und wenig aufdringliche CD geworden. Spilles will nicht „auf Teufel komm raus“ Kracher auf den Hörer jagen sondern einfach gute Musik abliefern. Die Gastsänger helfen ihm dabei nach Leibeskräften – jedem von ihnen hat er eine passende elektronische Basis gebastelt: Ronan Harris bekommt eine verträumte Melodie, Sara Noxx eine aufrüttelnde Stimmung, die perfekt zu ihrem Sprechgesang passt. Stefan Großmann von Absurd Minds und Jay Smith von Deviant UK bekommen passend zu den etwas härteren Stimmen EBM-lastigere Klänge und Herzensbrecher Friedrich und Nick von Legacy of Music bekommen zu ihren Schmuseorganen auch etwas nettere Sounds. Das ganze funktioniert blendend, alle Lieder passen trotz ihrer Unterschiedlichkeit perfekt zusammen und versprühen auch wieder ein wenig das Flair älterer Pitchfork – Sounds, die ich schon so sehr vermisse. Besonders empfehlen kann man „Haven“ (Der Ronen Harris Vertreter, der auch auf einem regulären VNV Nation Release ein Glanzlicht wäre), „The Influence“ mit seinem unglaublich gelungenen Refrain, das peppige „Conquer“ mit „Santa hates you“-Partnerin Jinxy und ganz besonders „Down to the sea“. Sara Noxx und Peter Spilles haben ja vor kurzem bereits den „Earth Song“ zusammen aufgenommen, aber „Down to the sea“ ist um Meilen besser! „Journey“ ist eine gelungene Reise durch verträumte und endlich mal wieder nicht techno-lastige Gefilde. Peter Spilles kann sich auf die Schulter klopfen, denn dieses Solo-Projekt entwickelt sich prächtig und lässt die letzten drei Alben seiner Hauptband vor Neid erblassen. Im abschließenden „No one“, in dem der Mann mit der unverkennbar quäkigen Stimme endlich auch mal singt, heißt es „No one needs me, no one hears me, no one even knows my name“ - Peter, du könntest falscher nicht liegen, denn die schwarze Szene braucht solch hochklassige Alben. Volle Punktzahl gibt es nur nicht, weil es ehrlicherweise kaum Überraschungen gibt sondern „nur“ sehr gute Musik.