„Zwei Seelen schlagen, ach, in meiner Brust.“ Das dichtete bereits der alte Goethe in seinem „Faust“. „Zwei Seelen“ betitelte auch Johannes Berthold, kreativer Kopf und Sänger von Illuminate, sein mittlerweile 10. Studioalbum und – nomen est omen! Jedem wohlbekannt ist die erste Seele: Dunkle Romantik, manchmal mit Hang zum Kitsch, letztendlich aber doch immer wieder schön. 

Auf vorliegendem Longplayer finden wir diese in der melancholischen Liebeserklärung „Zwei Seelen“, im dem von weiblicher Stimme dominierten „Bevor Du gehst“ oder dem auf dem WGT 2006 vorgestellten „Es brennt die Welt“, das untermalt von Piano, Gitarre und Sirenengeheul von Liebe und Hoffnung im Bombenhagel des 13./14. Februar 1945 auf Dresden erzählt. Songs also, die typisch für Illuminate sind und das Herz eines jeden Anhängers höher schlagen lassen. Doch schon in der Einleitung des opulenten Openers „Der Geist aus der Vergangenheit“ deutet sich die zweite Seite des Johannes Berthold an. Nach der Melodie einer Spieluhr, welche das sonst üblich Intro ersetzt, tauchen plötzlich flotte Riffs auf und es scheint gar, daß in Herrn Berthold bislang ein verborgenes Rockerherz schlummerte. Oder liegt’s daran, daß statt eines Keyboarders nun mit Matthias Kurth ein Schlagzeuger zur Band gehört? 

Tatsache ist jedenfalls, daß bereits im zweiten Titel „Wer lieben will...“ Jörn Langenfelds Stromgitarre uneingeschränkt Regie führt. Auch „Man sagt...“ und „Kein Hauch von Leben“ sind fast schon metallige Rocknummern geworden, lediglich durch die Vocals und die nach wie vor gefühlsbetonten Texte als Illuminate-Songs erkennbar. Ein Widerspruch? Vielleicht. Eine Gratwanderung ist „Zwei Seelen“ auf jeden Fall. Nicht immer geglückt und live besser als aus der Konserve, aber irgendwie kann ich Illuminate dafür (noch) nicht wirklich böse sein, nicht einmal für „Tote Gärten“, die Vertonung des Gedichtes „Alter Friedhof“ von Georg Friedrich Jünger (1898-1977), welche mit Kirchenorgelsounds und düsterer Gottesackerstimmung beinahe jegliches Gruft-Klischee erfüllt. Vielleicht liegt ja darin das Geheimnis des mittlerweile 13 jährigen Erfolges der Band, deren Fangemeinde inzwischen bis nach Mexico reicht, was die der limitierten Erstauflage beigelegte Live CD „In Metal“ dokumentiert.