Vor wenigen Monaten zeigte Spiegel Online eine Zusammenstellung der schlechtesten Platten-Cover aller Zeiten. Illuminate haben mit „Zeit der Wölfe“ einen potentiellen Kandidaten für die Top 10 hingelegt. Ein Mädchen (welches soll natürlich Rotkäppchen darstellen soll) sitzt auf einem Baumstumpf irgendwo im Wald – Wahnsinn. Natürlich hat sie einen Korb mit Leckereien und Wein dabei. Tja, allen Märchenfreunden ist ja wohl klar, wie geschmacklos die Rückseite gestaltet ist. Richtig – Rotkappe ist weg. Das Weißbrot vom Aldi ist angeknabbert und der Vino vom bösen Wolf ausgesoffen. Grauenhaft! 

Nun zur Musik, die ja eigentlich nur besser werden kann. Da wo Illuminate drauf steht, ist seit Jahren auch Illuminate drin. Sicherheiten sind zwar gut, aber ein wenig Veränderung könnte der Band schon gut tun. Jetzt werden wieder einige sagen, dass das Hinzufügen einiger Gitarrenriffs vor wenigen Jahren wahnsinnig neu war – aber sind wir mal ehrlich: Seit dem Debütalbum „Verfall“ hat sich nicht wahnsinnig viel getan. So kopieren sich die Mannen um Johannes Berthold eigentlich seit Jahren nur noch selbst und schwimmen buchstäblich im eigenen Saft. So auch auf „Zeit der Wölfe“. Das Intro „Stiller Schrei“ ist genauso bedeutend wie ein Baum im Wald. Bisschen Keyboards hier, ein paar Gitarren da – fertig ist der Soundbrei Marke Illuminate. Der echte Opener „Sturmwind“ kann da schon mehr überzeugen. Eingängig und melodiös werden uns die typischen Zutaten zusammengemischt – durchaus geschmackvoll. Auch „Leben, wo gehst du hin?“ geht gut ins Ohr. Wenn nicht die ultraklischeemäßigen Lyrics wären, könnte man es echt seinen Freunden vorspielen. 

Süßlich bleibt es bei „Zeit der Wölfe“. Ein düsterer Brocken, der mit einigen netten Drums zu überzeugen weiß. Die Texte bleiben jedoch grenzwertig – und was sich die Band mit den oberpeinlichen Wolfslauten gedacht hat, muss mir mal einer erklären. Das sind doch alles erwachsene Leute! Mit „Schließ’ die Augen“ kommt das diskussionswürdigste Stück der Platte an die Reihe. Wenn bisher alle Illuminate-Songs ja schon kitschig waren, dann haut dieser Song dem Fass den Boden aus. Eine zerbrechliche Frauenstimme piepst Lyrics, die von Trennung, von Trauer und Schmerzt handeln. Leider hab ich eine Schwäche für solche Musik, daher stellt dieser Song mein Highlight der Scheibe dar. Jedoch kann ich jeden verstehen, der bei diesem Song an kollektiven Suizid denken muss. Mit den folgenden „Wenn alle Engel fallen“ (textlich mal was ganz Neues), dem düsteren „Menschenwolf“ und dem bedrohlichen „Ein letztes Märchen“, bereitet man schon das Ende vor. „Requiem sieht auf dem Papier interessant aus. Achteinhalb Minuten hat sich die Band Zeit genommen, um dieses Stück in die Gehörgänge zu bekommen. Und was springt dabei raus? Nicht viel – man kratzt die typischen Arrangements erneut zusammen, streckt sie hier und da, legt eine Gitarre drüber und baut Blast-Beat ähnliche Drums (im hinteren Teil) mit ein. Schade! Über das Outro „Am Ende des Weges“ hüll ich mal lieber den Mantel des Schweigens. 

Mit „Zeit der Wölfe“ setzen Illuminate ihren Weg ohne Abzweigungen konsequent fort. Wohin der eines Tages gehen soll, weiß ich allerdings nicht so recht. Man läuft im Kreis. Aber wem es Spaß macht – bitte sehr!