Nachdem in letzter Zeit das Thema „Futurepop is out“ allgegenwärtig war, war meine Neugier auf das neue Album von Icon of Coil und dessen Erfolg besonders groß. Immerhin musste man zwei Jahre warten – 2002 erschien mit The Soul is in the Software das letzte Studioalbum des norwegischen Trios –, bevor nun Machines Are Us veröffentlicht wurde. Und der Titel hält, was er verspricht: Icon of Coil zeigen auf beeindruckende – oder besser gesagt hörenswerte – Weise, welche Früchte die Arbeit mit Maschinen tragen kann. Das Album wirkt deutlich ausgereifter und überrascht mit einigen neuen Soundelementen, die wohl auch den aktuellen Nebenprojekten der Bandmitglieder zu verdanken sind.
Machines Are Us startet mit einem Intro, das den maschinellen Sound der Band perfekt einfängt, und geht nahtlos in Remove/Replace über. Dieser Track gehört zu den härteren des Albums und überzeugt mit treibenden Beats und wuchtigen Bässen. Kein Zweifel: Icon of Coil sind zurück – und zwar in einem frischen, moderneren Soundgewand. Der Großteil der Songs auf Machines Are Us ist stark von Techno- und Trance-Elementen geprägt. Wer sich allein an der Vorabsingle Android orientiert, könnte überrascht oder vielleicht auch enttäuscht sein. Neben Android sind Remove/Replace und Pursuit die drei härtesten Nummern des Albums, geprägt von rauen Sounds, energischen Beats und teilweise ungewohnt aggressivem Gesang von Frontmann Andy LaPlegua. Vor allem Pursuit, mein persönlicher Favorit, bringt die Boxen zum Beben und keine Zweifel daran auf, dass hier Nitzer Ebb als Inspiration dienten. Die Beats zielen direkt ins Ohr – und ins Tanzbein.
Der Rest des Albums präsentiert sich in einem eher technolastigen Gewand, was der Tanzbarkeit und Eingängigkeit jedoch keinen Abbruch tut. Die Beats hämmern weiterhin, die Melodien sind abwechslungsreich und bisweilen fast schon sphärisch. Ein Highlight ist Mono:Overload – basslastig, mit treibendem Beat, sphärischen Melodien und einem eingängigen Refrain, der sich schnell als Ohrwurm entpuppt. Ein Song mit hohem Clubpotenzial. Doch Icon of Coil beweisen auch ihre Vielseitigkeit: Mit Faith:Not Important und Sleep:Less zeigen sie eine ruhige, balladeske Seite. Zwei wunderschöne, langsame Tracks, die sich harmonisch ins Gesamtbild der CD einfügen.
Zum Abschluss bietet das Album einen neuneinhalbminütigen Epilog, der mit einer vierminütigen instrumentalen Einleitung beginnt. Maschinensounds, aggressive Sprachsequenzen und stetige Rhythmus- sowie Melodiewechsel leiten den Track ein, bis schließlich Andys Gesang einsetzt – umhüllt von wirbelnden Klängen, die zum Ende hin immer mehr an Kraft verlieren. Stecker raus, Maschine tot.
Mit Machines Are Us haben Icon of Coil ein überraschend vielseitiges Album abgeliefert. Auch wenn sich die Herkunft aus dem Hause Icon of Coil nicht leugnen lässt, hat sich das Trio mutig an neue Elemente gewagt. Mit Futurepop hat das Ganze meiner Meinung nach jedoch nicht mehr viel zu tun – auch wenn darüber wohl wieder zahlreiche Diskussionen entbrennen werden. An dieser Stelle möchte ich Andys eigene Stilbezeichnung zitieren: „Technological Body Music“. Fette Beats, hämmernde Bässe, kombiniert mit technoiden Einflüssen – eine Mischung, die mich voll und ganz überzeugt.