Um große Worte und Taten war Jon Schaffer noch nie verlegen. Sei es betreffend seiner politischen Ansichten, seine wortgewaltigen Interviews oder seine oftmals ausufernde, wie gleichzeitig faszinierende Musik. Der Mann, welcher als Alleinherrscher das Iced Earth Imperium regiert, hat sich in den letzten Jahren nicht nur Freunde gemacht. Vor allem seine Aufarbeitung der amerikanischen Geschichte auf „The Glorious Burden“, wurde von vielen, zu unrecht, als überzogene Vaterlandsliebe an den rechten Rand gedrängt. Auch auf dem neuen Album folgt er seinen Weg konsequent weiter, welcher 1998 mit dem Album „Something Wicked This Way Comes“ begann, enthielten die letzten 20 Minuten bereits den Überblick über die „Something Wicked“-Story.

Nun, fast zehn Jahre später öffnet sie sie sich im ganzen Ausmaß. Mit „Framing Armageddon“ erscheint nun der erste Teil des zweiteiligen Konzeptalbums, welcher mit einer komplexen Science-Fiction-Story daherkommt. Dabei dreht sich alles um die Eroberung der Erde durch die Menschheit, welche alles Lebende auf dem Planeten Erde unterjocht um sich auszubreiten. Themen wie Religion, wie die Gier nach Wissen und Macht werden integriert und lassen eine faszinierende Cover-Story entstehen. Abwechslung und Eingängigkeit wird groß geschrieben auf „Framing Armageddon“, was sich zunächst noch nicht vollständig erschließt, beginnt die Scheibe doch eher sperrig und unzugänglich. Das Intro wirkt unplatziert, wie einige der Instrumentalparts, welchen es trotz (oder wegen) der Hinzunahme von World-Music-Elementen nicht immer gelingt, thematisch die Brücke zwischen den einzelnen Stücke zu errichten. Zu Beginn kommt die Scheibe schwer in Fahrt, auch wenn sich der letzte Teil von „Something Wicked Pt. 2“ auf Grund des lang erwarteten Refrains hören lassen kann - durchwachsener Start. „Motivation of Man“ reißt mich das erste Mal vom Hocker (Tim Owens singt göttlich und die Soundtrackartigen Hintergrundstimmungen lassen manch triumphale Bilder vor dem geistigen Auge entstehen), jedoch sitz ich nach 90 Sekunden wieder auf selbigem, denn der Spuk ist schon wieder vorbei. Doch halt – mit „Setian Massacre“ kommt gleich der nächste Knaller hinterhergeschossen. Leicht vertrackt im Strophenteil, entfaltet sich das ganze songschreiberische Potential von Master Schaffer im Refrain. „A Charge to Keep“ nimmt ein wenig Geschwindigkeit raus – hörbar, aber auf Dauer nichts weltbewegendes.

Erstmalig richtig flott geht es auf „Ten Thousand Strong“ zu, was sofort zu einer Qualitätssteigerung führt - trotz hohem Tempo, ausgestattet mit einem eingängigen Refrain. Feine Riffs, punktgenaue Drums sowie Owens, welcher viele Facetten seiner außergewöhnlichen Stimme zeigen darf, machen diesen Track zum bisherigen Highlight. Doch das nächste folgt bei Fuß. „Order of Rose“, kraftvolle Midtempo-Nummer mit ultraeingängigem Refrain, schönen Chören und einigen der schönsten Gitarrensoli der gesamten Scheibe. Mit „The Clouding” steht im Anschluss der längste Song in den Startlöchern, aus denen er zunächst langsam und balladesk kommt, um im späteren Verlauf zu beschleunigen und zur Höchstgeschwindigkeit auflaufen kann. „Infiltrate and Assimilate“ fällt da im direkten Vergleich nur die Verfolgerposition zu. „Retribution Through the Ages“ zeigt wie es besser geht, auch hier weiß die Melodieführung speziell im Refrain zu überzeugen. „Domino Decree“ schließt sich da problemlos an, vor allem die Hammondorgel-Part begeistern. Richtig hart und kompromisslos erleben wir den Titelsong, der eher die Non-Stop-Headbanger-Fraktion ansprechen sollte, bevor es mit „When Stars Collides (Born is he)“ nochmals theatralisch und bombastisch zugeht. Leider zündet es nur bedingt, da der Sound den griffigen Songs meilenweit hinterher hängt. Ob dies in der endgültigen Version immer noch der Fall ist, kann ich leider nicht sagen, auf der Promo klingt es kaum nach dem Jahr 2007. Fazit: Für jemanden der auf anspruchsvollen und auch melodiösen Heavy Metal steht, sollte diese Scheibe eigentlich ein Muss darstellen. Denjenigen, die auf moshen ohne Ende stehen, könnte das gute Stück ein wenig zu vertrackt erscheinen.

Meiner Meinung nach hat Jon Schaffer ein starkes Album abgeliefert, auf dem es viel zu entdecken gibt und auf dem Sänger Tim Owens sein Ausnahmetalent eindrucksvoll unter Beweis stellen kann. Füller kann ich keine erkennen und selbst die häufigen Instrumentalstücke mögen meinen Spaß nicht unterdrücken. Als lasst euch entführen in eine packende und metallische Sci-Fi-Story, welche Anfang nächsten Jahres ihre Fortsetzung finden wird.