Acht Jahre sind eine lange Zeit. Vor allem in der Musikszene. Doch genauso lange ist es her, seitdem Ice Ages zuletzt mit einer CD auf den Plan traten. Richard Lederer, der hinter dem Projekt steckt, ist aber auch einfach ein Arbeitstier und immer mit verschiedenen Projekten beschäftigt – Epischer (Black) Metal mit Summoning, getragene NeoKlassik mit den verbannten Kindern Evas, zahlreiche Beteiligungen an anderen Musikprojekten in der Vergangenheit (Pazuzu, Weltenbrand, Sanguis et Cinis,...). Ice Ages ist die Elektro/Dark Wave Seite des Österreichers, vor 14 Jahren kam das Debut „Strike the ground“ heraus und auch wenn Produktion und Inhalt noch etwas unausgereift waren, stellte der Sound eine Besonderheit in diesem Musikbereich dar. Vor allem die Vocals, die eine verzerrte Variante seines eher klassischem Gesangs waren (Später bei den Kindern Evas zu finden). 2000 erschien dann mit „The killing emptiness“ der zweite Streich und selten gab es eine so schöne und gute Mischung aus Elektro und völlig desillusioniertem DarkWave. Die Platte verstrahlte eine Atmosphäre der Vereinsamung, Katatonie und und Entfremdung die noch lange in den Ohren hängenblieb. Acht Jahre seit diesem Streich und dementsprechend waren meine Erwartungen und meine Vorfreude übermächtig und erdrückten zunächst meinen Eindruck von „Buried Silence“. Denn so heißt das dritte Kapitel von Ice Ages und der erste Hördurchlauf dieser düsteren 54Minuten waren beruhigend und enttäuschend zugleich : Einerseits klingt Ice Ages noch immer ganz anders als die Masse der heutigen Elektroprojekte. Kein einfacher, wummernder Bass sondern Drums und Schläge, die eher an epische Arragements à la Summoning oder keltische Trommeln (in verzerrter, elektronischer Variante) erinnern, lassen die Lieder ganz besonders erscheinen. Vor allem auf Kopfhörern oder mit einer guten Anlage wird es ein Genuss, diesen Drum-Arrangements zu lauschen, da durch Stereoverteilung überall zu sein scheinen. Der Gesang ist auch eine konsequente Weiterentwicklung – durch die Verzerrung eines eher klassischen Gesanges wirken die Lieder wesentlich melancholischer als bei anderen Genrevertretern. Die Kehrseite der „Buried Silence“ war aber nach dem ersten Hördurchlauf die kompositatorische und lyrische Seite : Alles klang nach dem Versuch, die „Killing Emptiness“ zu wiederholen (auch in den Texten, denn im Titeltrack kommt auch gleich mal „....this killing emptiness...“ vor) aber auch aus dem Elektro typische Melodien/Klänge wurden scheinbar verarbeitet. Manche Töne sind schräg, wollen zunächst gar nichts ins Gesamtbild passen. Der erste Durchlauf und ich hatte das Gefühl, daß es eine etwas lieblose Fortsetzung geworden ist. Doch mit jedem Durchlauf gewann „Buried Silence“ mehr und mehr. Diese Platte will erschlossen werden, klingt sperrig und manchmal auch schräg. Die Arragements sind oft während der Strophen spröde und abweisend um dann in einen melodischen und bezaubernden Refrain zu münden, der sofort ins Ohr geht. Der Aufbau der Lieder und die Instrumentierung wehren sich dagegen, zum nebenher hören oder gar tanzbar zu sein. Einzelne Lieder zu besprechen fällt schwer, denn man muss sie hören, laut und mit einer guten Anlage und die Drums genießen zu können und sich den Inhalt zu erarbeiten. Besonders angetan hat des mir „from grey to...“, denn gerade dieser Song mit seinen anfangs nervig-schrägen Sounds gewinnt mit jedem Durchlauf. Wirkliche Anspieltips kann ich aber nicht angeben, denn zum schnellen Reinhören ist keines der Lieder geeignet. Über jeden Zweifel erhaben ist auf jeden Fall die Produktion : Richard Lederer ist eindeutig ein Perfektionist, der sich über die Jahre ein eigenes Tonstudio aufgebaut hat und dort an jedem noch so kleinen Ton arbeitet, bis dieser ihn zufriedenstellt. Das merkt man dann dem Album auch an. Diejenigen, denen der Vorgänger gut gefallen hat, sollten auf jeden Fall zugreifen – im Moment halte ich „The killing emptiness“ zwar noch für das bessere Album, aber da „Burried Silence“ mit jedem Durchlauf gewinnt weiß ich nicht, was ich in einem Jahr sagen werde. Allen, denen Ice Ages bisher nicht bekannt war, die nicht nur Tanzbarkeit von ihren CDs erwarten und die sich für eine Mischung aus kaltem Elektro und DarkWave interessieren könnten rate ich zu einem Besuch der myspace Präsenz (und dann zum Kauf !!). Persönlich würde ich als großer Fan von Richard Lederer zur vollen Punktzahl tendieren, aber aufgrund der Sperrigkeit des Albums belasse ich es bei fünf Punkten und einer großen Reinhörempfehlung.