Willkommen zu den kulinarischen Wochen des Black Metal : Heute hat die Küche folgene Kreation vorbereitet : Hyems' Erstlingswerk „Antinomie“ stellt nach mehrmaligem Verkosten die Antipasti (ital. Vorspeise) der Schwarzwurzel-Keifer dar – kennt man schon und überrascht nicht. Man erwartet irgendwie, daß was Gehaltvolles folgen wird, der Konsum ist aber auch nicht giftig und kann schmecken. Als Vorspeise zur Vorspeise kredenzt uns der hessische Fünfer einen pathetischen Brocken Keyboard-Kunst mit klassischer Note, würzigen Streichern und einer überschaubaren Finesse – Naja, dann mal hopp : nun will ich was auf die Glocke kriegen. Hyems präsentieren eine Melange aus 2 Gitarren, Bass, Drums und Gekeife/Gegrunze, die technisch absolut sauber und qualitativ durchaus gut durch die Boxen auf den Teller dringt. Den Mitgliedern hört man genau an, daß sie diese Spielwiese mögen und welche Facetten des Black/Death Metals es ihnen besonders angetan haben : Relativ ruppig und schnell wird hier gegessen, Naglfar, Marduk und Belphegor werden in der Bandinfo genannt und ich lasse das mal ohne Korrektur stehen. Verschnaufpausen werden dem Gourmet nur selten gegönnt. Alle Tracks sind durchaus abwechslungsreich gestaltet, besonders die Vocals pendeln oft zwischen (Standart)Growls und (Standart)Kreischen, ab und an gibt es sogar feines hysterisches Fauchen (sehr schön, vor allem da in diesen Momenten sogar die Musik spannender klingt). Das Problem bei dieser gebotenen Abwechslung ist aber, daß man solche Stimmungs-, Tempo- und Strukturwechsel bereits in einhundert anderen Kombüsen aufgetischt bekam. Die Gitarrenläufe wissen zu gefallen und sind klassisch/nostalgisch aber eben austauschbar. Das Drumming ist punktgenau und pfeilschnell aber es fehlen die kleinen Fills und Eskapaden um es zum Sternechef zu schaffen. Der Bass sorgt für Druck. Punkt. Die Vocals sind gut, die Texte nicht ganz so schlecht wie vom Pizzaservice bestellt, aber auch hier fehlt der Mut, mal was anderes zu versuchen. Toll wäre zum Beispiel, die Verständlichkeit raufzuschrauben, denn wie gesagt, schlecht sind die Texte nicht (besser als Gottes Erde mit der Faust zu f...., wie Marduk es vorschlugen) und ich würde sie lieber hören als etwas, das nach einem aufgescheuchten Entenschwarm klingt. Hyems konnte ich problemlos am Stück verzehren und am Ende des Nachtisches, der wieder klassisch synthetisch präsentiert wurde blieb bei mir Unschlüssigkeit auf dem Gaumen. Wie soll man dieses 45minütige Gericht bewerten? Man hat schon wesentlich schlechter gespeist. Wesentlich. Was aber fehlt, um ein kulinarisches Erlebnis zu sein, ist die eigenständige Würzmischung. Ich wünsche der Band bei der Suche nach ihrem eigenen Weg viel Glück, denn spielerisches Potenzial ist löffelweise vorhanden. „Antinomie“ bleibt aber wie Antipasti nur am Anfang stehen und danach gönnt man sich was Richtiges. Guten Appetit !