Hollenthon – atmosphärische Gegend in Österreich und gleichzeitig Name einer der eindrucksvollsten Dark Metal-Bands der Gegenwart. Als sich Martin Schirenc 2008 nach siebenjähriger Schaffenspause mit „Opus Magnum“ zurückmeldete, lag ich bereits nach den ersten Tönen betend auf dem Boden. Ich huldigte meine Boxen an und klagte mein Leid zu Gott, das es wohl wiederum sieben Jahre dauern würde, eh erneut frisches Material an die Oberfläche gelangt. Offenbar nahm sich Gott meiner an und impfte Martin im Schlaf heimlich Speed ein, denn nur anderthalb Jahre nach „Opus Magnum“ liegt mit „Tyrants And Wraiths“ ein neues Scheibchen auf dem Plattenteller. Gut, nur eine EP, aber besser als gar kein Hollenthon. Vier taufrische Songs befinden sich auf dem Silberling und wer nach dem letzten Album keine Steigerung mehr für möglich hielt, wird sich schon den ersten Tönen des Titeltracks eines besseren belehrt haben. Fast noch mächtiger, noch druckvoller und mit fetten Streichern, die direkt aus der Hölle zu stammen scheinen. Tiefe Bläser blasen dazu Martin ordentlich den Marsch, der wie eine Mischung aus Abbath und Shagrat, Gift und Galle spukt. Eine prädestinierte Live-Granate, wovon ich mich auch bereits neulich überzeugen durfte. Hammer! „Innocent Sin“ geht zunächst etwas weniger dramatisch, dafür Gitarren-lastiger zu Werke, bis sich die antiken Chöre aus der Unterwelt noch oben drängen und dir das Hirn wegblasen. Gerade die „alten“ Fans werden hier geraten, am nächsten Tag den Nackenarzt aufzusuchen. „Deathly Dirges“ kommt im Anschluss gänzlich ohne Schnickschnack aus (na ja...für Hollenthon-Verhältnisse) und präsentiert Dark-Metal in seiner reinsten Form. Mit „Of Hollow Men“ wagen sich Hollenthon an cleane, gefühlvolle Vocals. Das klingt etwas gewöhnungsbedürftig, aber dann holt Martin wieder die dramatische Axt raus und lässt seine Fantasie spielen und landet mal mitten in der Hölle und mal im Märchenland. Als Bonbon obendrauf gibt es mit „On The Wings Of A Dove“ und „Ars Moriendi“ noch zwei Live-Videos vom Gras Pop 2008. Hollenthon-Fans können bedenkenlos zugreifen – alle anderen Hartwurstfanatiker, die ein wenig Sinn für Atmosphäre und Bombast haben, eigentlich auch. Ach, was sag ich. Kaufen! Sofort!