Hocico - Hate Never Dies - The Celebration

Ob die beiden Mexikaner noch vor zehn Jahren wohl damit gerechnet haben, dass sie 2003 zur Speerspitze der internationalen Dark Electro-Szene zählen würden? Wahrscheinlich eher nicht. Präsentierten Hocico ihre ersten Songs noch in kleinen, miefigen und zwielichtigen Clubs in ihrem Land, füllt das Duo heute locker eine Leipziger Agra-Halle mit begeisterten Fans. Eine Dekade Hocico – das ist ein Jahrzehnt Wut, Haß und vor allem Ehrlichkeit. Eine Mischung, die die Schar der Anhänger unaufhörlich stetig größer werden ließ und immer noch läßt. Mit "Hate Never Dies – The Celebration" beschenken die beiden Geburtstagskinder nun ihre Fangemeinde. Dafür haben sie lange in ihren Archiven gekramt und so manche alte, zum Teil unveröffentlichte Schätze (wieder) ans Tageslicht befördert.

Unter dem Titel "Hate Never Dies – The Celebration" wurden diese nun in Form einer auf weltweit 2500 Einheiten limitierten und aufwändig gestalteten 4-CD Box veröffentlicht. Doch die Box ist im Grunde gar keine "Box", sondern ein eher ein Buch. Klappt man das solide Pappcover auf, befinden sich auf der Innenseite die vier Silberlinge mit insgesamt weit über vier Stunden Spielzeit. Es folgt ein 20 seitiges Booklet mit vielen, zum Teil exklusiven Bildern aus der 10-jährigen Geschichte der Band sowie persönlichen Notizen von Erk und Racso. Im Backcover des Buches sind schließlich noch zwei großformatige, sehr schöne Poster eingelegt. Die ersten drei CDs enthalten die sagenhaften Demo–Veröffentlichungen aus den Anfangstagen der Band ("Misuse, Abuse and Accident" von 1993, "Autoagresión Persistente" von 1994 und "Triste Desprecio" aus den Jahren 1995 und 1996) sowie etliche Bonus-Tracks. Keines der Demos ist inzwischen mehr erhältlich, "Misuse, Abuse and Accident" zum Beispiel war damals gerade einmal auf rund 30 Kassetten im Umlauf.

Jetzt gibt es dieses Erstlingswerk als Digitalaufnahme soundtechnisch etwas aufpoliert, lässt jedoch immer noch etliche Schwächen erkennen. Angesichts der Tatsache aber, dass diese Aufnahmen so derart selten sind und die ersten musikalischen Schritte von Hocico dokumentieren, ist dies im Grunde völlig unwichtig! Beim ersten Hören war ich allerdings wirklich überrascht, denn wie die heutigen Hocico hören sich diese Songs überhaupt nicht an. Eher wie extremer Black Metal mit den typisch kreischenden Vocals, jedoch ohne Gitarren, sondern mit sägenden Synths. Diese Aufnahmen sind der pure Wahnsinn! Das zweite Demo "Autoagresión Persistente" wird dann schon etwas "melodischer" und zeigt bereits den Weg an, den Hocico musikalisch künftig beschreiten werden. Immer noch ist der Sound düster und aggressiv, das Tempo jedoch ein wenig verlangsamt. Einige der dort enthaltenen Tracks wurden später noch einmal veröffentlicht. Und wie schon auf der ersten Disc gibt es auch hier noch etliche Bonustracks. CD Nummer Drei enthält schließlich das Demo "Triste Desprecio", dessen Aufnahmen in den Jahren 1995 und 1996 entstanden sind. Mit von der Partie sind unter anderem bekannte Stücke wie "Sad Scorn" und "Self Destructive Path" sowie ebenfalls einige Bonustracks.

Komplettiert wird diese "akustische Geburtstagsfeier" mit einer vierten CD "The Remix Celebration". Auf ihr zollen namhafte Bands wie Aslan Faction, God Module, Suicide Commando, KiEw, Terminal Choice, Haujobb, Soman und Solitary Experiments den beiden Mexikanern Tribut und steuern jeweils ihre eigene Interpretation diverser Hocico-Songs bei. Dabei hatten es den Remixern besonders die Stücke "Without A God", "Forgotten Tears" und "Ladykiller" angetan. Neben den zwölf Audio-Tracks gibt es zusätzlich noch eine kleine Multimediasektion mit zwei Live-Video-Clips aus Mexiko und Hildesheim. "The Remix Celebration" ist übrigens auch als Einzel-CD im Handel erhältlich und nicht limitiert. Die komplette Box ist meines Wissens nach derzeit noch über Amazon zu einem Preis von 57,99 Euro erhältlich – und wirklich jeden Euro wert. Auf Ebay werden für diese Edition inzwischen Unsummen gezahlt! Diese Veröffentlichung ist in jeder Hinsicht ein Geschenk an alle Fans. Damit setzen sich Hocico ein Denkmal, das sie wirklich verdient haben. Herzlichen Glückwunsch! Wir freuen uns schon auf die nächsten zehn Jahre!