Hioctan, das Dark Electro-Duo aus dem Norden Deutschlands, lässt nach einigen Jahren wieder von sich hören. Seit Ende Februar ist es mit seinem dritten Longplayer „Under Control“ am Start und will düstere Töne und kritische Texte unters geneigte Volk bringen. Das Cover ist zwar wenig ansprechend, macht aber unmissverständlich klar, worum es geht: Da läuft seit geraumer Zeit einiges schief auf dem Erdball. Die Devise lautet: Augen zu, Mund zu, sonst gibt’s Ärger. Und das passt Michael Senft und seinem Bandkollegen Stefan „Fiet“ Camin ganz und gar nicht. Deshalb machen die beiden auch ihren Mund auf und ihrem Ärger in Hioctan-typischer Manier Luft: finstere Synthieklänge, hart und aggressiv, werden angeschlagen, bisweilen an alte Electro-/EBM-Zeiten Anfang der Neunziger erinnernd, aber auch mal ruhig und introvertiert. Durchweg verzerrte, ziemlich unfreundliche Vocals werden obendrauf gesetzt und hier und da ein paar melodische Spielereien der Abwechslung halber garniert – fertig ist die Platte. Das hört sich per se nicht schlecht an, doch leider bringt der neue Silberling erschreckend wenig Emotion, Atmosphäre und Überraschungen auf die Waage. Konzept und Produktion sind zweifellos ausgetüftelt und astrein, doch das Album hat viel zu wenig Drive und spannende Momente, um einen vom Hocker zu reißen. Es reiht sich vielmehr Titel an Titel brav hintereinander, alle scheinen einem recht ähnlichen Strickmuster zu folgen, Rhythmuswechsel finden gefühlt eher selten statt. Ergebnis: „Under Control“ dümpelt schnell vor sich hin, auch laut hören zum Aufdecken vielleicht doch noch verborgener Details bringt keinen neuen Erkenntnisgewinn. Die dauerhaft gleichförmig verzerrten Vocals tragen leider ebenfalls keine Pluspunkte ein. Sie leisten der Eintönigkeit eher noch Vorschub. Schade, aber irgendwie wirkt hier der Kreativitätsrahmen doch recht eng gesteckt. 14 durchweg homogene Titel zaubern wenig Freude aufs Gesicht, Tonfolgen wirken in ihrer Reihenfolge oftmals einfach nur ausgetauscht und immer wieder anders aneinandergereiht. Statt der erwarteten „heißen Eisen“ werden eher „müde Knochen“ serviert. Lediglich die 2010er Version von „Shine on me“, ein Track vom 2003 veröffentlichten „Headscan“-Album, mag noch ein wenig am inzwischen eingeschlafenen Geist zu rütteln. Früher war also doch alles besser, oder etwa nicht? „Under control“ ist auf jeden Fall nicht der große Wurf von Hioctan. Man möchte das dauerkritische Anprangern schlimmer Zustände auf der Welt eigentlich lieber gegen ausgefeiltere Musik eintauschen. Und man möchte fast wetten, dass die beiden Herren Senft und Camin das auch bieten können!