High Tone wurde 1997 im Lyoner Stadtteil Croix-Rousse gegründet - die Band war geprägt vom Geist der Rave-Ära und mit viel Punkrock-indiziertem D.I.Y.-Spirit ausgestattet. Als eine der ersten Formationen brachten sie das Produzenten-Genre Dub in einen überzeugenden Live-Kontext und setzten stark auf handgespielte Instrumente und Performance. Seit der Jahrtausendwende mit inzwischen über einem Dutzend Alben Stammband beim Label Jarring Effects, entwickelten sie ihre 70er-Dub-Roots mit schwelgerischen Exkursionen sowohl in Richtung Global Music wie auch aktuelle Dancefloor- und Electronic-Styles weiter. Hip Hop, Drum’n’Bass, Dubstep, Bass Music - die Franzosen sind immer vorneweg mit ihren Einflüssen.

Fünf Jahre nach ihrem letzten Album „Ekphrön“ legen sie jetzt acht beeindruckende Tracks (plus Intro) vor, die Dub-Reggae erstaunlich rabiat in technoide Soundwelten weiterdenken und den Rahmen des Genres damit um Meilen erweitern. Irrsinn, wie bei der Vorabsingle „Oh Why“ ein stoischer Minimal-Electro-Tech-Groove erst nach anderthalb Minuten mit einem Synth-Offbeat gekontert wird, während die chinesische Sängerin Yehaiyahan den Track mit mysteriösem, leicht verschlepptem Gesang überzieht. Mit kühlen, futuristischen und meist sehr reduziert arrangierten Sounds malen High Tone ein Bild von der kreativen Leere und permanenten Unruhe des heutigen Lebens, holen grell herausragende Störgeräusche geschickt in den organisch pulsierenden Fluss zurück und überraschen mit einem sehr zeitgemäßen und eigenständigen Electro-Downbeat-Album, welches den Dub-Reggae nie ganz aus den Augen verliert, aber für lange Strecken quer durchs Gelände unterwegs ist.