‘All tree’ klingt unaufgeregt…. Und das ist positiver gemeint, als es zunächst erscheinen mag.

Mein erster Kontakt mit Hexvessel war ein sehr schöner Auftritt beim Prophecy Festival 2017. Das hatte Energie, das machte Spaß, es rockte, war aber nun nicht unbedingt die Musik, die ich mir im Privaten unbedingt aufs Ohr hauen möchte. Dennoch ein schönes Folk Rock Erlebnis mit 70er Einschlag, der Name der Band blieb positiv im Gedächtnis.

Nun erreichte mich das aktuelle Album rund um Ur-Engländer und Wahl-Finne Mat McNernery und ich muss sagen, dass ich zunächst sehr angetan, dann ernüchtert und schließlich dezent begeistert war und nun bin. Bereits in der Ankündigung ließ die Band verlauten, dass man zu den Wurzeln des englischen Folk zurückkehren wolle und tatsächlich ist ‘All tree’ ein eher ruhgies, sanftes Werk, dessen Stärken sind erst durch Wiederholung im Gehörgang so richtig zeigen. Was macht Hexvessel zu etwas Besonderem? Eigentlich nichts, denn alle Elemente sind seit Dekaden bekannt und oft verwendet. Die musikalischen Motive, die instrumentale Umsetzung, der zum Teil mehrstimmige Gesang – alles kein Hexenwerk. Nach einem stimmungsvoll mit Chorgesang umgesetzten Intro trommelt sich “Son of the sky” direkt ins Herz, eine sanft klampfende Akustikgitarre bildet das Fundament und Streicher und sehr dezente E-Gitarren ergänzen stimmungsvoll. Der Gesang: Stimmig, gut, aber eben auch Standart. Doch wenn man ein Album wirklich zauberhafter, leichts mystisch angehauchter Folksongs vernimmt, dass vielleicht nicht mit dem ganz besonderen Paukenschlag aufwartet, sondern mit vielen stillen, lieblichen Momenten, dann ist das dennoch eine schöne Erfahrung: “Old tree”, “Changeling”, “Ancient astronaut”…. Ach eigentlich sind alle Stücke gleichermaßen schön und mir ist nicht ganz klar, wie ich am besten ein Fazit formuliere, denn viel kann ich nicht schreiben:

‘All tree’ ist ein ganz wunderbares, unaufgeregtes Album, dass keinerlei Überraschungen für einen erfahrenen Folkfan birgt und dennoch alles richtig macht. Es ist ein rundes Album, dessen einzelne Songs überzeugen und das auf Gesamtlänge schlüssig und lohnend erscheint. Durch meine fehlenden Vorerfahrungen mit der Band und ihren bisherigen Alben wage ich keinen Vergleich oder gar ein Urteil über die Entscheidung, dem reinen Folk das Feld zu überlassen - das Endprodukt gefällt mir als Hexvessel-Neuling in jedem Fall. Am besten, Interessierte versuchen, die Band live zu besuchen (ich bin mir sicher, dass sich das immer lohnt) um das Album am Konzertende zu erstehen. Daumen hoch.