Nach der EP "Fire And Glass - A Norwood Tragedy" legt das holländisch-britische Projekt H.E.R.R. nun ein Album nach. Michiel Spapé, Miklós Hoffer und Troy Southgate versuchen sich diesmal mit Unterstützung von Inge Boot und Oskar Ludwig an einem historischen Werk, dem mehrere Bände umfassenden "De Vita Caesarum". Dieses stammt von Sueton (Gaius Suetonius Tranquillus), einem Verwaltungsbeamten und Schriftsteller, der darin das Leben von zwölf Kaisern des Römischen Reiches in umfangreichen Schriften niederlegte.

Da im Bandnamen von H.E.R.R. (Heiliges Europa! Römisches Reich) der Begriff Römisches Reich auftaucht, war es nur eine Frage der Zeit, bis sich das Projekt auch einmal mit diesem Thema befasst. Für diese antike Thematik haben sich H.E.R.R. voll auf die Neoklassik gestürzt. Orchestral, unterstützt von Trompete und Trommeln, wird so versucht, Dramatik und altertümliches Flair aufzubauen… was leider komplett scheitert. Zwar sind Cello, Violine und Trompete mit richtigen Instrumenten eingespielt worden, der Rest kommt jedoch aus der Retorte. Ist diese Tatsache an sich überhaupt nicht schlimm, ist es aber der Umstand, dass man es deutlich heraushört. Die Streicher wirken blass und kraftlos, von der Orgel ganz zu schweigen, und dieser Klassik-Abklatsch erstickt damit jegliche Atmosphäre bereits im Keim. Das gesamte Orchester klingt furchtbar synthetisch. Generell passt Klassik zu so einem Thema ziemlich gut, aber auf "XII Caesars" ging das leider völlig in die Hose. Bei dem unsäglichen und ständigen militärischen Trommeln sieht man zudem eher die Kanonenkugeln bei Waterloo fliegen, als Rom zu Neros Zeiten brennen. Verstärkt wird dieser Eindruck noch von einer anderen Tatsache. H.E.R.R verlassen sich nicht mehr nur auf Troy Southgates gesprochene Worte, sondern jetzt wird auch des Öfteren versucht, zu singen. Das klappt mehr oder minder gut und liegt teilweise was Ton und Tempo angeht, etwas daneben. An sich aber eine gute Idee, da gerade die aberwitzigen und exzessiven Leben dieser zwölf Cäsaren, die gemordet, geplündert und ihr Leben lang nach Macht gestrebt haben, mittels Gesang facettenreicher dargestellt werden können.

Zugutehalten muss man H.E.R.R. aber die teils augenzwinkernde Betrachtung der Herrscher. Dennoch, wer klassische Musik mag, sollte einen großen Bogen um "XII Caesars" machen. Liebhaber vergangener H.E.R.R.-Veröffentlichungen dürften aber trotz der musikalischen Schwächen auf ihre Kosten kommen.