Die Künstler-Riege des Galakthorrö-Labels ist extrem eigenwillig und außergewöhnlich. Unter diesen Künstlern befindet sich mit Hermann Kopp einer, der aus diesen Individualisten mit seiner Musik noch einmal besonders heraussticht. Sein dissonantes Trauerspiel mit der elektrischen Geige sucht seinesgleichen und ist wie die Musik aller Galakthorrö-Künstler weltweit einzigartig. Hermann Kopps neuestes Album "Zyanidanger" ist der Alchemie gewidmet, jenem metaphysischen Vorläufer der Chemie, der sich unter anderem mit der Transmutation (Umwandlung von Stoffen) beschäftigte, man denke nur an die Herstellung von Gold oder die Suche nach dem Stein der Weisen.

Der Anreiz für dieses Thema entstammt dem Buch "Die Geschichte der Chemie" von Hermann Kopp, genauer gesagt dem deutschen Chemiker Hermann Franz Moritz Kopp (1817-1892). Die Namensverwandtschaft beider Autoren dürfte für Hermann Kopp natürlich einen gewissen Reiz, wenn nicht den initialen Anstoß geliefert haben. Das vierbändige Mammutwerk seines Namensvetters war die erste große Auseinandersetzung mit der Geschichte der Chemie. Hermann Kopps Album ist hingegen nicht das erste, das sich mit der Alchemie beschäftigt, aber sicherlich eines der bizarrsten.

Das Spannende an "Zyanidanger" ist das Wechselspiel aus drehleierartigen Melodien, kratzigem und schrägen Geigenspiel und den in manchen Songs vorhandenen Texten und Samples. Daraus entsteht ein schmaler Grat zwischen Unbehagen, Melancholie und Faszination. So sind beispielsweise der überdeutlich und überbetont vorgetragene Text "So bin ich Gift und bleibe Gift" in "Arsenicum", das gelegentlich nebenbei zu hörende, zitternde Atmen und die minimalistische Melodie definitiv gewöhnungsbedürftig, aber auch durchaus reizvoll. Andere Songs, wie etwa "Raven's Head" werden ganz von Hermann Kopps Geige bestimmt und zerreißen einem fast vor Trauer das Herz. Die flirrenden Keyboard-Klänge in "Black Chemistry" könnten aus dem Titeltrack einer Science-Fiction-Serie aus den 80ern stammen. Die aufeinandergeschlagenen Stöcke in "Metalmorphosis" erinnern in Kombination mit der schrägen Geige ein wenig an die Einstürzenden Neubauten.

Die Atmosphäre bleibt dabei stets auf einem seelenwunden und schauerlichen Niveau, gerade so, als ob uns das finstere Mittelalter wieder einholen will. Generell gilt aber, dass Herman Kopps Musik durch ihren sehr speziellen und teils absonderlichen Klang schwer greifbar bar bleibt und sicherlich etwas Zeit benötigt, um seine spezielle Wirkung zu entfalten. Sehr eigen und außergewöhnlich.