Eigentlich ist der große Querschnitt des Black Metal eher für negative Auswürfe in seiner extremsten Form, wie Hass, gezielte oder blinde Zerstörungswut und unfreiwillig komische CD Cover bekannt. Dass es auch anders ging, bewiesen beispielsweise der Franzose Neige mit seinen Musikprojekten Alcest und Amesours, sowie seine düsteren Landsleute aus Avignon von Peste Noire, welche durch ihre erfrischende Andersartigkeit für mehr als nur ein kurzes Aufhorchen sorgten. Auch Heretoir aus dem süddeutschen Raum, widmet sich eher den nachdenklichen Aspekten dieser Musik in Form des so genannten Post Black Metal. Der mit fünf Liedern bestückte Silberteller beginnt mit dem gleichmäßig plätscherndem Stück „Erwachen im Dunkel“ was sich als gelungener Einstieg in den Langspieler erweist und somit jedes Keyboardintonierte Intro seine Daseinsberechtigung verlieren würde. Bei „Ein Schrey in die Nacht“ hingegen, besinnt sich der Augsburger wieder auf seine früheren Wurzeln des urförmigeren Schwarzmetalls zurück. Hier geht es mittels Kreischgesang und schneller Spielweise etwas rauer zur Sache als man es im groben Durchschnitt von Heretoirs Schaffen gewohnt ist. Inhaltlich jedoch, steckt das zunächst aggressiv wirkende Stück voll Trauer welche sich dann folglich im betitelten Befreiungsschrei entlädt. Die krasse Abkehr von gemäßigter Härte zeigt sich darauffolgend in „Verblasst“, ein rein akustisches Liedstück welches einzig von hauchendem Gesang begleitet wird und seine Reize durch die Reduzierung auf wesentliche Klangelemente ausspielt. Das Beste hebt sich „Eklatanz“ ganz bis zum Schluss auf. „Ausgeburt“ darf ohne Umschweife als Flaggschiff des kleinen Albums betitelt werden. Zwischen tieftraurigem Gleichklang und gefühlvoller Härte bietet dieses Werk fast schon ein kleines „Best Of“ von Existenz. Heretoir besticht durch seine mitreißend depressive Emotionalität ohne sich die Finger an lächerlichen Floskeln oder aufgesetzten Lyrics zu verbrennen. Strippenzieher Eklatanz verliert zwar nur wenige Worte für seinen Silberling, dennoch weiß die Aussagekraft und Ernsthaftigkeit hinter den knappen Buchstaben mehr zu überzeugen als so manches pralle Booklet. Für mitfühlende Anhänger von bedächtigen Klängen ein wahrhaftiger Geheimtipp.