Nun halte ich hier eine Autogrammkarte in der Hand. Der Mann darauf blutig und verstört (verstörend?). Wenn ichs nicht besser wüsste ist das ein Musiker aus dem Skinmy Puppy Gedenk Lager. Ist es aber nicht. Die CD daneben ist eigentlich genauso leicht zuzuordnen: bis auf ein einzelnes Foto eines Liveauftritts nur Texte und Bilder. Der altertümliche Schrifttyp und die wenigen und dunklen Farben: ein Album aus dem Bereich düsterer Metall. Auch falsch gelegen. Willkommen beim Schweden Hendric de la Cour und seinem zweiten Soloalbum Mandrills. Alle Vorüberlegungen falsch, der gute Mann präsentiert genau wie auf seinem Debüt schönen, fast schon nostalgischen New Wave mit deutlichem 80er Einschlag. Mal kraftvoll, mal ruhig, immer sehnsüchtig und ein wenig melancholisch. Und genau wie der Look des Albums und Musikers selbst schafft es Herr Coeur auch musikalisch eigenwillig zu klingen um nicht im Gros der Genre-Kollegen das Gesicht zu verlieren. Stilistisch hat sich wenig verändert, Mandrills ist ruhiger als das Debut, Basselemente finden weniger Platz in dem durch Henrics tolle Stimme bestimmten Raum. Weder altbacken noch betont cool - das Album klingt einfach sanft und bezaubert auf gesamter Länge und es ist schön zu hören, dass gerade nicht versucht wurde mit Krachern auf Teufel komm raus den Erstling zu toppen. In meinen Augen finden sich auf Mandrills demnach ein Deut weniger starke Songs und das Album gerät gerade in der Albummitte in einen zu kantenlosen Gleichklang. Doch immernoch finden sich genügend Juwelen. Anfangs mit dem Titellied, "Chasing dark" und dem fantastischen "Hank Psycho". Die beiden Stücke "Call it in" und "Sound the alarm" begeistern mich später noch einmal deutlich und schließen das Album gelungen ab. Meine Ohren danken mir den Kauf, eine Weiterempfehlung steht also fest. Henric de la Cours Debut hatte mich schnell in seinem Bann gezogen und nachhaltig begeistert. Mandrills schafft es als Zweitwerk (und Zweitwerke kämpfen bekantlich mit hohen Erwartungen und Erfolgsdruck) mich erneut mitzureissen und diesem tollen Musiker zu lauschen. Wem also das erste Werk gefiel, der kann bedenkenlos zuschlagen, alle Nichtkenner mit Interesse an Pop, Wave oder einfach schöner Musik sollten reinhorchen.