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Helrunar - Niederkunfft
Fast vier Jahre nach dem in seinem Konzept gefangenen Doppelalbum 'Sól' kehrt das Duo mit einem weiteren Album zurück. Doch 'Niederkunfft' sucht weniger den Anschluss an alte Zeiten und Werke sondern zeigt Helrunar in musikalisch und inhaltlich neu ausgerichteten Gewand. Doch im Herzen bleibt man sich treu - wie genau, das erfährt derjenige, der weiterliest. Um 1500 waren die Menschen Europas arg gebeutelt von allerlei Neuem, das den Aberglaube und ähnlich Altbewährtes zu verdrängen suchte. Für die Sinnsuche und für 'Niederkunfft' am relevantesten am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit ist sicherlich der Konflikt zwischen Religion und Aufklärung zu benennen. Ein Sprung ist der Themenwechsel schon, nordisch-mythologisch war gestern. Helrunar wären aber nicht sie selbst, wenn die Texte sich nur oberflächlich dem neuen Thema nähern würden und so lesen sich die Einzelstücke spannend. Schade nur, dass man auch englische Texte auffährt - in meinen Ohren ein störender Bruch im mehrheitlich deutsch gehaltenen Reigen, der um so mehr auffällt, da z.B. "Devils devils everywhere" auch melodisch heraussticht und damit ein Highlight des Albums wie ein Fremdkörper wirkt. Musikalisch wird größtenteils doomig gearbeitet. Den Black Metal hat man im Haus Helrunar deutlich zurückgefahren. Skald Draugir angenehmes Seebären-Knarz-Raunen setzt sich zwar glücklicherweise fort (für mich zusammen mit seinem fesselnden Erzählstil immernoch das beste Element der Band), doch Raserei ist nur noch selten zu hören und wenn, dann mit angezogener Handbremse (so deuet "Der Endchrist" im Mittelteil Druck an). Den in der Labelinfo angekündigten Death Metal finde ich nicht auf dem Album, doch die Doomdampfwalze pflügt durch fast alle Stücke, langsam, finster und zum Teil sehr gelungen – wie beim Titeltrack, dem scheppernden „Der Endchrist“ oder bei „Die Kirch ist umgekehret“. Helrunar kämpfen aber weiterhin mit dem Problem der Kälte – wenn man kopflastige Musik schafft, die nicht auf mitreißende melodische Effekte setzt, dann entstehen schon einmal Songs wie „Totentanz“ oder „Magdeburg brennt“, die nicht packen sondern leider eher langweilen. Das oben erwähnte „Devils devils everywhere“ sticht durch eine rock’n’rollige Attitude heraus und lässt aufhorchen – einzig die erwähnte Wirkung als Fremdkörper schmälert den Eindruck im Albumkontext. Fragezeichen hinterlässt bei mir das traditionelle „Grimmig Tod“. Warum dieses Stück, das erstmals 1617 in einem Paderborner Gesangsbuch auftauchte, mit in den Hintergrund gemischten Sprechgesang, überlagert von Brand- und Zerstörungsgeräuschen vorgetragen das Album jäh unterbricht…. Ich weiß es nicht, gefallen will es aber absolut nicht. Das Debut ‚Grátr‘ bleibt in meinen Ohren unerreicht, doch der Stilwechsel hat Helrunar dennoch sehr gut getan und Doom will auch irgendwie mehr zu den Zielen um Mitteln der beiden Herren passen. ‚Niederkunfft‘ gefällt mir zumindest teilweise wirklich gut, doch empfehle ich einen kompletten Probelauf – das Album biedert sich nicht an und sein spöder und kalter Charme will gemocht werden.
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