25 Jahre und kein bisschen leise. Helloween gehören zweifelsfrei zu den wichtigsten deutschen Bands aller Zeiten. Weltweit feierten sie Erfolge - und das nicht als Eintagsfliege, sondern über mittlerweile zwei Dekaden. Die Hamburger haben alles gesehen, alles gehört und alles abgestaubt, was es abzustauben gilt. Doch ein solches Jubiläum muss anständig gefeiert werden. Eine Best-Of? Zu platt. Ein spezieller Live-Gig? Haben andere auch schon gemacht? Also warum nicht einfach den größten Songs der Fischköppe ein neues Jackett anlegen und schauen, wie sie sich auf dem großen Parkett machen? Gesagt, getan. „Unarmed“ heißt diese außergewöhnliche Zusammenstellung, bei der elf Klassiker völlig auf den Kopf gestellt und mit szenefremden Federn geschmückt wurden. Los geht der wilde Ritt mit einer Ska-Version von „Dr. Stein“ – oh mein Gott. Schon nach den ersten Sekunden scheiden sich die Geister. Entweder man liebt oder hasst es. Doch wer aufgeschlossen an die Sache herangeht, kann es eigentlich nur lieben. Völlig abgedreht grasen Helloween ihre bisherige Karriere ab und präsentieren neue Fassetten. Aus „Eagle Fly Free“ wird eine softe Ballade, aus „If Could Fly“ oder „Future World“ eingängige Pop-Songs, die zwar die Härte, nicht aber die songschreiberische Klasse vermissen lassen. Keine Frage – es gibt Metal-Bands, deren Songs nur im metallischen Gewand schick aussehen. Helloween gehören ohne Zweifel nicht dazu. Als Balladenfan kommt man mit „Unarmed“ ebenfalls nicht zu kurz. „Where The Rain Grows“, „A Tale That Wasn’t Right“ oder das grandiose und ergreifende „Forever And One“ begeistern und rühren für Monate zu Tränen. Metal fürs Herz eben. Das wahre Highlight befindet sich aber in der Mitte der Scheibe. Auf über 17 Minuten breitet sich die sogenannte „The Keeper’s Trilogy“ aus, welche aus nichts anderem als einem überlangen Medley der drei Klassiker „Halloween“, „Keeper Of The Seven Keys“ und „The King For A 1000 Years“ besteht. Hier wird großes Kino fabriziert. Ein gigantisches Orchester treibt die Hanseaten durch 25 Jahre Bandhistorie und liefert ein Fest für die Ohren. Fazit: Sicherlich wird es Fans geben, die mit diesen überarbeiteten Nummern ihre Probleme haben werden. Auch ich musste erst einmal schlucken. Doch wenn man der Scheibe etwas Zeit gibt, revanchiert sie sich. Helloween liefern mit „Unarmed“ eine der ungewöhnlichsten und gleichzeitig besten Scheiben ihrer Discografie. Herzlichen Glückwunsch!