Die griechische Göttin der Magie, Spiritualität und Nekromantie läd zum Totentanz. Mal wieder. Wie schon 2011, als uns das Koblenzer Projekt, das selbst immer wieder von den Toten aufersteht, in die Welt der dunklen Gärten entführte, ist auch heute deutlich festzuhalten: Hekate sind Hekate bleiben Hekate. Ob ihnen dies auf vorliegendem Werk nun besonders gut gelungen ist oder man sich auf die vergangenen Veröffentlichungen beschränken sollte, darf man nach dem Lesen des Artikels gerne selbst entscheiden. Eine Meinung ist ein furchtbar subjektives Ding – meiner Meinung nach sollte meine Lieblingsband XY immer so klingen wie auf ihrem besten Album und sich kein Stück vom Kurs entfernen, aber von einer Band, die ich “nur” gut finde, erwarte ich schon eine Entwicklung. Passt so, oder? Hekate also find ich nur stellenweise “gut”. Wenn ich also den Totentänzen lausche, dann nehme ich ohne wirkliche Gefühlsbewegung wahr, dass die Gruppe eben so klingt, wie man es von ihnen gewöhnt ist. Eine schöne Mischung ritueller, mittelalterlicher und orientalischer Melodien, Neo-Klassik, Folk, Dark Wave erzeugt mit Zupfinstrumenten, Keyboards und wirklich angenehmen Percussions. Alles wie immer und rein instrumental eingependelt zwischen schön-aber-nicht-besonders und toll (insbesondere bei “Lost and broken”). Doch dann passiert, was passieren muss: ich höre auf die Texte und hadere mit mir und meiner Einstellung zum vorliegenden Album. Gewaltig. Seit den ersten Releases haben Hekate mich nicht nur nicht berührt mit ihren eigenen Texten und den verwendeten Gedichten, nein, sie machen mir den muskialischen Genuss oft nur schwer erträglich. Nicht, dass die Texte plump, dumm oder lieblos sind – ich empfinde sie nur meist als furchbar kitschig und weitaus weniger anspruchsvoll, als es sich Hekate selbst wohl wünschen. Hinzu kommt die Umsetzung: Man nehme nur das sowieso schon etwas schwer verdauliche “Mondnacht”, dessen erste Zeilen vielen Menschen allein durch den Deutschunterricht bekannt vorkommen sollte. Wenn Eichendorff’s Zeilen nun aber dermaßen bedeutlungsschwanger vorgetragen werden, dann wirkt es auf mich fast schon humoristisch verzerrt. Auch die eigenen Texte wirken oft hölzern und mit vorhersehbaren Motiven und es fällt mir schwer, auf das schöne, musikalische Geschehen im Hintergrund zu hören. Und leider agieren die bezaubernden Klänge viel zu oft als Hintergrunduntermalung, die Texte werden in den Mittelpunkt gerückt und müssen dort ausgehalten werden. Hekate sind Hekate bleiben Hekate und ich werde nicht wirklich warm mit dem, was sie uns sagen wollen. Ich würde mir sogar wünschen, wenn sie mal nichts sagen, sondern sich voll auch die Instrumente und mehr spannende Parts und Einspieler konzentrieren würden. Kurz: Hekate bieten Fans und Freunden schwülstiger Lyrik sicherlich einen tollen neuen Eintrag in ihrer Diskographie, ich aber empfehle das Reinhorchen in oben genannte “Lost and broken” und “Mondnacht” um die beiden Seiten der Band direkt zu erleben und sich erst dann zu entscheiden.