Heimstatt Yipotash – das Dresdner Doppel-Projekt mit dem geheimnisvollen Namen: Schon mehrfach war ich Zeuge ihrer überragenden, ausgefeilten Live-Aktivitäten auf diversen Festivals, nun halte ich mein erstes und deren zweites offizielles Album nach „Storegga Effect“ aus dem Jahre 2006 in den Händen. Beim Titel „Perpetual Beta“ denke ich, bevor die CD in den Player wandert, spontan an „Sequencer Beta“ von Covenant und das wundervolle „Perpetual“ von VNV Nation. Mit diesen rein auf Namen beruhenden Assoziationen bin ich allerdings wissentlich auf dem falschen Dampfer, und zwar komplett, denn Heimstatt Yipotash sind in einer anderen Welt zuhause. Das Album, dessen Titel in seinem Wortsinn auf der Projekt-Homepage ausführlich erläutert wird, ist eine wahre Fundgrube an ausgefallenen Rhythmus-, Effekt- und Klangspielereien. Was live bisher zu einem nicht versiegenden Strom an ungebändigter akustischer Energie und exzessivem körperlichen Aktionismus führte, ist nun in Form von „Perpetual Beta“ auf CD gebannt. Heimstatt Yipotash agieren und operieren in einem Kosmos, in dem vieles systematisch geplant, aber auch etliches dem Zufall unterworfen zu sein scheint. „Perpetual Beta“ ist ein in sich geschlossenes und gleichzeitiges offenes „System“, dessen Wandlungsfähigkeit Selbstzweck ist. Wild gesampelte Sequenzen und unberechenbare Soundexperimente treffen auf wuchtige, aggressiv-treibende, bisweilen aber auch zurückhaltende, monoton-besänftigende Rhythmen und fusionieren zu einer Geräuschkulisse, die stets zwischen Genialität und Wahnsinn zu pendeln scheint. Mal mehr, mal weniger offensiv untergraben Heimstatt Yipotash die scheinbare Berechenbarkeit ihrer Form von Gewaltakustik, die jedoch immer noch bodenständig genug ist, um in den Industriepalästen der Nationen auf die Plattenteller zu kommen. „Perpetual beta“ ist intelligent und spannend umgesetzter Rhythm-Noise, der neben der Macht zur Verstörung auch ein sympathisches Quäntchen an Humor mitbringt („Mühsal der Kosmonautenkrankheit“, „You look so orsay“, „Google ate my startup“) Anspieltipps: “Sharing solar resources”, “¡ceda el paso!”, “Mirror x32” und “Google ate my startup”