Heaven 17 - Before and After Die Rolle von Heaven 17 als Wegbereiter der elektronischen, Dancefloor-orientierten Musik wird bis heute weit unterschätzt. Zugegeben, in den 80ern hat sich mir dies auch nicht erschlossen und wenn ich ehrlich bin, hat mich ‚Trouble’ seinerzeit sogar tierisch genervt. Aber spätestens seit ‚Temptation’ die ‚Football/Shopping’-Szene in Trainspotting angemessen untermalt hat und sich daraufhin eine Best-Of in meinem Plattenschrank einschlich, änderte sich das schlagartig. Inzwischen ist auch mir klar, dass es ohne Perlen wie ‚I’m your money’ oder ‚Temptation’ so manches Erzeugnis zwischen spröder Elektronik a la Client und charttauglicher Elektro-Funk heute wahrscheinlich gar nicht geben würde. Sechs Jahre nach dem letzten Studioalbum kommt nun das neue Werk ‚Before After’, dessen Name daher kommt, dass die Aufnahmen zufällig an dem 11. September abgeschlossen wurden, der das Gesicht der Welt maßgeblich verändern hat. Heaven 17 bleiben ihrem Stil treu und so schließen Songs wie ‚I’m gonna make you fall in love with me’ oder ‚Hands up to heaven’ da an, wo Temptation durch Tanzbarkeit ohne Peinlichkeit bereits im letzten Jahrtausend zu beeindrucken wusste. Mit absoluten Hymnen-Charakter und Anleihen aus den besseren S-Express Singles schenken uns Heaven 17 dann einen richtigen Dancefloor-Stomper mit Electro-Attitüde in Form von ‚The way it is’. Stark auch die verträumt-schönen Balladen die hauptsächlich den zweiten Teil der CD prägen, allen voran ‚What would it take’ und ‚Freedom from love’. Schließlich ist noch ‚Don’t fear the reaper’, ein gelungenes Cover des Blue Öyster Cult Originals zu erwähnen, an dem sich unter anderem auch schon Apollo 440 probiert haben. Dass die drei Briten älter geworden sind merkt man allenfalls den aktuellen Bildern an, musikalisch jedoch scheinen die besten Jahre von Ian Marsh, Glenn Gregory und Martyn Ware länger anzuhalten als bei anderen Künstlern. Sicherlich ist das Album aufgrund seiner grundsätzlich poppigen Ausrichtung nicht jedermanns Sache, wer sich aber mit genau dieser Musik angefreundet hat, wird hier um Längen besser bedient als mit all den Kylie Minogues dieser Welt und deren schlechten Ghost-Writern, die leider heutzutage die Hitparaden in diesem Genre all zu oft dominieren. ‚Before After’ ist wieder mal eine Platte, die Ihren Weg in meinen Player aber nicht wieder heraus gefunden hat. So everybody raises their hands up to Heaven 17!