Head-Less sind eine deutsche Electro-Band und bestehen seit Anfang der 2000er Jahre. In dieser Zeit gab es drei Alben und vier EP`s. Eigentlich sollte die "Ship of Agony" - EP bereits im Jahr 2005 erscheinen. Nur machte den Jungs damals das Label Dark Wings einen Strich durch die Rechnung. Weil es eben einfach mal geschlossen wurde. Trotzdem wurde "Ship of Agony" im Eigenvertrieb veröffentlicht. 2021 fand man nun, das die Zeit für einen Re-Release in der eigentlich angedachten Form gekommen sei.
Nun denn, stechen wir mal in See. Sogleich steigen wir mit dem Single-Edit des Titeltracks ein. Eine flirrige Synthbass-Linie und das typisch electropoppige Drumset begleiten eine Stimme, die ohne große Höhepunkte den Text heruntererzählt. Zum Refrain hin setzt dann eine Synthesizer-Tonfolge ein, die als Untermalung dient. So weit, so gut. Der Track geht dann mit geringeren Variationen weiter in die Zielgeraden. Das ist nett und man kann es sich auch als Aufwärmer in der wöchentlichen Electro-Sause im Nuke vorstellen. Im Anschluß folgt die Extended- Version des eben Gehörten. Diese ist zwar lediglich eine Minute länger als das Original, wirkt aber dennoch spannender als der Vorgänger, weil sie dem doch eher gleichbleibenden Setting ein paar neue Aspekte abgewinnen kann, und sei es nur durch das Hinzufügen weiterer Soundeffekte, die tatsächlich Auflockerungen bringen und das Ganze auch gefühlt tanzflächentauglicher machen. Der dritte Track ist die Koltron-Version des Songs "Adore". Außer, dass das Drum hier etwas härter zur Sache geht ist es jetzt künstlerisch nicht ganz soweit von "Ship of Agony" entfernt. Und ich finde, obwohl wir uns im Electrogenre bewegen, kann die Stimme durchaus auch ab und an ein paar Emotionen transportieren. So wirkt das alles dann doch eher statisch. Im Club-Mix des Titeltracks hat man ganz klar Wert auf die Kompatibilität zur Marsch-Fraktion der Elektro-Jünger gelegt. Das funktioniert ganz gut und kann dem Titel tatsächlich eine neue Dimension eröffnen. Der Gesang wirkt hier nicht mehr so "aufgesagt", wie in den vorherigen Versionen. Auch der Synthesizer kann hier endlich zu seiner Geltung kommen und spielt sich nicht mehr so im Vordergrund ab. Insgesamt ist diese Version die harmonischste bisher. Mit "Licht im Grau (Koltron-Version)" folgt ein deutscher Titel. Die deutsche Sprache muss ziemlich gut gesetzt sein, um zu funktionieren. Leider bietet der Titel nur Textphrasen, die für mich irgendwie keinen Zusammenhang ergeben. Außer, dass irgendwelche bedeutungsschwangeren Zeilen in das Mikro gesprochen werden kann ich nicht ergründen, was mir der Autor damit sagen möchte. Dazu kommt noch, dass das Dargebotene derart aufgesetzt hochdeutsch gesprochen wird, dass es unfreiwillig komisch wirkt. Die Untermalung bildet ein, naja, eher durchschnittlicher Electrosong. Die Synthmelodie haut mich jetzt nicht so weg.
Assemblage 23 schauen nun mit einem Remix des Titelsongs vorbei. Die Bearbeitung treibt schon ein wenig, ist aber doch eine erwartbare Remix-Arbeit ohne Höhepunkte. Etwas Neues bringt die Mixerei dem Song nicht, außer, dass er wesentlich elektropoppiger wird. "Adore" bekam bekam auch einen Remix verabreicht. Diesen lieferten Chinese Theatre ab. Irgendwie haben die Soundverantwortlichen den Bassbereich vollkommen herausgedreht. So wirkt der Mix eher flach und erinnert an eine 80er Jahre-Werbemelodie. Colony 5 haben Hand an "Licht im Grau" gelegt. Ganz besonders fällt hier der exzessive Einsatz des Phasers auf. Dieser tut ganz gut, so dass ein kleiner Stampfsong entstanden ist. Ich kann dem Gesang zwar immer noch nichts abgewinnen, aber hier ist er nicht ganz so vordergründig. Ganz klar eine Steigerung zur vorigen Version. Und wieder kommt "Ship of Agony", diesmal im Mix von Accessory. Eine Synt-Base und diverse Soundspielereien begleiten diese Version. Ja, es ist etwas anderes als der Originaltrack, aber macht den Song nun auch nicht zum Szene-Hit. Mit "Precusor" folgt ein Instrumentaltrack, der tatsächlich wieder aufhorchen lässt. So lange, bis ein Synth einsetzt, der die ganzen Noise-Experimental-Anleihen zukleistert. Am Ende wird sogar dieser noch mit einer derartig atonalen Kinder-Synthie-Tonfolge überlagert,dass es fast unangenehm wird. Diese klingt, als ob ein besoffener Seemann einer Möwe ein Liebeslied auf dem Schifferklavier bringen will. Das macht leider den Song für mich kaputt. Und wieder kommt ein Remix, diesmal von Cephalgy, welche sich an "Adore" abgearbeitet haben. Mittlerweile kann ich aber nichts Neues mehr entdecken... der Track wirkt auf mich nicht sonderlich anders, außer, dass vielleicht eine gleichbleibende Melodei im Hintergrund hinzugefügt wurde. Taadaaa, wieder "Ship of Agony", diesmal im Reactor-Scanner-Mix. Ja, der Syntbass knallt mehr, und auch das Drum wurde verspielter eingesetzt. Es gibt mehr Breaks und die Stöhnsamples wurden merklich gesteigert. Aber ich kann den Song langsam nicht mehr hören. Dann folgt erstmal.... nüscht... eine längere Pause ist im Track enthalten, bis dann ein weiterer Remix von "Adore" kommt. Und der ist dann auch wirklich ein Highlight. Genauso muss ein Mix sein. Der Titel wurde komplett dlaboriert und schleppt sich wie ein altes, böses Monster durch die Landschaft. Und dieses Kleinod wird versteckt, quasi als Hidden Track, euer Ernst??? Den Abschluß der "EP" *hüstel* bildet "Just on Time" im Klang Mix. Auch dieser ist ein Kleinod, wirkt er doch wundervoll auf das Wesentliche rediziert. Nur Noise und Gemucker überall. Ein guter Abschluß.
Wie sag ich es nur... Erinnert ihr euch noch an die 80er, als dieser unglaubliche Remix-Wahn aufkam? Da wurde ge-extended, ge-clubmixed, ge-wasweißich... Und ich bin eigentlich froh gewesen, dass diese Zeit vorbei ist. Nun hab ich "Ship of Agony" hier. Ein eher durchschnittlicher Elektro-Popper, der in insgesamt 6!!! verschiedenen Versionen ganz unterschiedlicher Güte auf der VÖ enthalten ist. Zumal "Adore", immerhin auch in vier Versionen enthalten, nicht hörbar von "Ship of Agony" zu unterscheiden ist, wirkt das alles doch recht eintönig. Dies mag aber auch der beinahe identischen, etwas gelangweilt wirkenden Sangesdarbietung der Tracks liegen. Über "Licht im Grau" und "Precusor" habe ich mich bereits geäußert. Ich wäre gut damit bedient gewesen, hätte die EP den Club Mix, den Extended Mix, der problemlos auch als Single-Version hätte durchgehen können, Adore in der Hidden-Track Version und eben den Klang-Mix von Just on Time enthalten. Dann wäre mir die EP in guter Erinnerung geblieben. Aber in der hier dargebotenen Form wirkt sie einfach mal viel zu lang, zu vollgestopft und ereignislos. Es wird eben alles auf über 80!!! Minuten gestreckt, das ist Zeit, die man nicht zurück bekommt. Nun muss auch nicht unbedingt jeder Remix veröffentlicht werden, an dem ein bekannter Name pappt. Denn mittlerweile wird die Remixerei viel zu inflationär betrieben, als dass sie tatsächlich noch spannend ist. Das war auch bereits anno 2005 so.
Um es kurz zu sagen: Wenn ihr Bands wie S.P.O.C.K. mögt, dann könnten dier positiv erwähnten Tracks eure Lauscher erfreuen. Eine Hörprobe gibt es, wie immer auf der Bandcamp-Seite. Und, da die gesamte VÖ zu einem relativ schmalen Taler verfügbar ist, kann man den durchaus auch investieren.