H-Razor.404 - Necrosadism

H-Razor.404 - Necrosadism

Manchmal führt uns der Zufall zu den spannendsten Entdeckungen. So stießen wir bei Bandcamp, während wir eigentlich nur nach entspannter Hintergrundmusik für unseren Kaffee am Morgen suchten, auf ein Release mit einem Artwork & Titel, der sofort unsere Neugier weckte: "Necrosadism" von H-Razor.404. Das experimentelle Projekt aus Thisted, Dänemark, liefert mit diesem Release ein heftiges Klangexperiment, das die Extreme von Industrial und Noise auslotet. Inspiriert von den berüchtigten Persönlichkeiten François Bertrand, Victor Ardisson und Andrei Chikatilo setzt das am 15. Januar 2025 veröffentlichte Werk auf absolut verstörende Klanglandschaften, die den Hörer in eine andere Dimension entführen. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Tatsache, dass dieses Album in einer ultra-streng limitierten Auflage von nur 20 Exemplaren als Musikkassette erschienen ist – ein wahrer Schatz für Sammler und Fans.

Schon der erste Track, "Cold Dolls", eröffnet das Release mit einer bedrückenden und surrealen Atmosphäre. Über fast elf Minuten entfaltet sich eine Klangwelt, die an eine rumpelnde und fauchende Fabrikhalle erinnert in der Maschinen ein unheimliches Eigenleben entwickelt haben. Metallische, durchdringende, lang anhaltende, monotone Klänge und verzerrte Geräusche erzeugen eine beklemmende Szenerie, die möglicherweise von Isolation und technologischem Verfall erzählt. Die Verbindung zur Inspirationsquelle – François Bertrand und Victor Ardisson – wird für mich durch die sterile und gleichzeitig bedrohliche Stimmung des Tracks spürbar.

Mit "Post-Coital Mutation" steigert das Release seine Intensität auf über 18 Minuten verstörender Geräuschwelten. Der Track nutzt hochfrequente Störgeräusche, brummende Dronen und abrupte Rückkopplungen um eine fast körperliche Hörerfahrung zu schaffen. Der Soundtrack könnte direkt aus den psychologischen Abgründen Andrei Chikatilos stammen: chaotisch, unberechenbar und verstörend. "Post-Coital Mutation" ist schwere Kost und eine akustische Herausforderung die aber die Extreme des Noise-Genres virtuos ausreizt.

Fazit: Mit "Necrosadism" liefert H-Razor.404 ein beeindruckendes und unkonventionelles Werk, welches sich kompromisslos auf radikale Klangexperimente einlässt. Die beiden Tracks – "Cold Dolls" und "Post-Coital Mutation" – erschaffen eine akustische Welt, die tief in die Abgründe der menschlichen Psyche eintaucht. Dass dieses faszinierende Projekt aus Thisted, Dänemark, stammt, zeigt, wie vielseitig und international die Industrial- und Noise-Szene ist. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt jedoch: Mit nur zwei Tracks ist das Release doch etwas knapp bemessen – aber genau diese zwei Stücke machen umso mehr Lust auf mehr. Hoffentlich ist dies nur der Anfang einer langen, dunklen Reise aus der Klangschmiede H-Razor.404!

H-Razor.404 - Necrosadism
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