Golgatha - Kirchenlieder

Schließt Türen und Fenster, sagt den Nachbarn Bescheid und bringt vor allem eure Kinder ins Bett – die nächsten 30 Minuten wird geholzt, gekeift und gebangt. Golgatha sind in ihrem Aussehen, ihrer Art und ihren Aussagen so Black Metal wie schon lange keine Band mehr. Sie sind nicht nur ein böses schwarz-weißes Duett der Misanthropie sondern machen genau das, was bei der eigentlichen Idee des Black Metals der Ursprung war : keine Politik, keine Reisen durch astrale Dimensionen sondern einfach hässliche und gotteslästernde Musik. „Kirchenlieder“ ist eine Demo, die es in sich hat. Musikalisch bewegen sich die Bayern Mortiferus und Fenrir irgendwo zwischen Black und Thrash Metal, es wird gekeift und gegrowlt, Mid- und Up-Tempo Nummern peitschen dem Hörer um die Ohren. Dabei ist die Qualität der Demo und das Talent der Musiker unglaublich gut. Mal ehrlich, im Black Metal Bereich werden oft Demos heilig gesprochen, auf denen man nix außer Rauschen hört und wenn man dann doch erkennt, daß da im Hintergrund Musik gemacht wird, dann isses viel zu oft so : Ein Riff wird immer und immer wieder mit geballter Faust in die Gitarre geprügelt, der Schlagzeuger spielt nicht sondern lässt sein Drumkit einfach die Treppe runterfallen und der Sänger verschluckt sich beim Keifen. Golgatha klingen professionell. Beide haben bereits reichlich Erfahrungen in ihrer Hauptband Incest gesammelt, sie bedienen ihre Instrumente perfekt. Das Drumming ist treibend, pfeilschnell und denoch nie schwammig. Auch im Geschwindigkeitsrausch sitzen die Töne – großes Tennis. Die Gitarren erinnern klar eher an Thrash Metal, sind abwechslungsreich und stimmig. Die Vocals wechseln immer wieder zwischen Growls und Krächzen, sind passend, schmutzig, eklig, gut. Besonderes Lob sollte auch der Einsath der Keys bekommen. Benutzen viele Bands dieses Instrument inzwischen um 70% ihrer Melodien und des Soundbildes auszumachen während die Gitarren vergessen werden verwenden Golgatha KingCasio in homöopathischen Dosen. Dabei fallen die Keys zum Teil gar nicht auf, pushen die Melodien nur unterschwelling und erst bei genaueren Hinhören fällt auf, daß da ja echt Synthesizer verwendet werden. Die Produktion ist glasklar, jedes Instrument ist gut heraushörbar – auch bei den wildesten Hochgeschwindigkeitspassagen. Denoch wurde nicht alles durch den Weichmacher gezogen, Golgatha klingen rauh, rotzig und dreckig. Das kriegen manche professionelle Studios nicht so hin. Kurzgesagt, „Kirchenlieder“ ist auf technischer Seite nahezu perfekt – und das als Demo. Unglaublich. Die Lieder selbst sind alle gelungen. Allein das Intro „Blutrausch“ trieb mich gebannt an die Boxen. Da will man mehr hören. Es gibt auf „Kirchenlieder“ keine Ausfälle, denn es folgen insgesamt fünf 4 bis 5 Minuten Knaller und eine 10minütige „Sinfonie der Blasphemie“ die an keiner Stelle langweilig ist. Natürlich wird jeder seinen Lieblingstrack finden, aber Gurken oder Filler fehlen einfach gänzlich. Mein einziger Kritikpunkt sind die Texte. Auf der einen Seite finde ich äußerst positiv, daß Golgahta konsequent vorgehen – alle Lieder bemühen sich, die Kirche konsequent zu verunglimpfen. Satanismus, andere Kulte oder Geistesebenen, die sich immer wieder in die Texte der Black Metal Bands verirren werden ausgelassen. Golgatha wollen über die Kirche herziehen und mache das auch genüsslich. Eigentlich finde ich diese rohe und einfach Sprache auch gut, nur wird der Bogen an manchen Stellen zu sehr überspannt und die Inhalte werden zu explizit. Alle, die rasende Metal-Wut mögen, mit Keifen klarkommen und neues und wirklich gutes Futter wollen – Golgahta übertreffen die meisten der regulären und offiziellen Releases aus dem Black und Thrash Metal Sektor der letzten Jahre mit ihrer ersten Demo locker. Um ein Exemplar der sehr professionell und schön gestalteten „Kichenlieder“ zu bekommen muss man sich nur an die Band wenden – eine Bemühung, die belohnt wird.

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