Es war schon beeindruckend, welche Wandlung Golfrapp vom ersten Album "Felt Mountain" (2000) zum zweiten Album "Black Cherry" (2003) vollzogen haben. Der Sound wurde knartziger und herausfordernder, um dabei gleichzeitig noch hypnotisierender zu werden. Mit seinem neuen Album "Supernature" geht das Duo bestehend aus Alison Goldfrapp und Will Gregory noch einen wesentlichen Schritt weiter. "Supernature" ist weitaus vielschichtiger und undurchschaubarer als sein Vorgänger geworden, was aber nicht mit schwerer verständlich gleichzusetzen ist. Goldfrapp waren schon immer ein Sonderling im Pop-Business und diesen Status verteidigen sie weiterhin mit Leichtigkeit. Das von vielen als zu banal oder nicht typisch für das Album bezeichnete "Oh La La" ist sowohl erste Singleauskopplung als auch gleichzeitig der erste Track auf dem Album und doch gar nicht so untypisch. Mit lasziver Stimme rekelt sich Frau Goldfrapp auf einem elektronisch-pulsierenden Bett und mit Aufforderungen wie "Switch me on, turn me up" heizt sie so richtig ein. Ähnlich unzüchtig, aber noch weitaus unterkühlter klingt "Ride A White Horse", das im metaphorischen Sinne eine Zuflucht in einer anderen Welt sucht. Aber es geht auch melancholisch. Das verträumte "Let It Take You" läd zu einer nächtlichen Traumreise ein. Klavier und dezente Streicher untermalen gekonnt die immer wieder überraschend wandlungsfähige Stimme von Alison Goldfrapp. Nach diesem Song wünscht man sich fast, dass sie mal ein Chanson-Album aufnimmt. Das folgende "Fly Me Away" ist wieder weitaus beschwingter mit einem melodischen Refrain zum Mitsingen. Der absolut beste Song auf "Supernature" ist nichtsdestotrotz "Satin Chic", in dem eine Frau beobachtet, wie sich das Interesse ihres Typen auf andere Frauen richtet. Alison Goldfrapp wird dabei von einem Honky-Tonk-Piano begleitet, das sowohl die Melodie als zugleich auch den Rhythmus vorgibt. Durch die entstehende und etwas obskure Western-Saloon-Atmosphäre stapft der Song wie durch Butter. Einmalig! Zum Schluss wird's noch einmal orchestral: Das langsame "Time Out From The World" klingt wie eine Hommage an John Barry, den Komponisten des James-Bond-Musik. Goldfrapp bewegen sich wieder gekonnt zwischen vielen Genres, ohne dabei aber ihre Linie zu verlieren. Bei jedem neuen Song entstehen so viele Assoziationen mit Bands und Jahrzehnten, dass es immer wieder verblüfft. Popmusik mit Anspruch. Das Duo ist mit seinen Glamour-Pop-Songs und extravaganten Avantgarde-Shows zurecht einer der angesagtesten und gefeiertsten Pop-Acts dieser Jahre.