Wie auch immer es geschehen sein mag: The Golden Apes brachten in diesem Jahr ein Album heraus und ich habe es verpasst. Offensichtlich sind meine Infokanäle nicht mehr so sehr auf Goth Rock ausgerichtet. Aber puh, 'Kasbek' hat doch noch zu mir gefunden und damit nicht die große Überraschung sondern eine weitere Bestätigung, dass die Berliner Herren um Peer Lebrecht seit über 20 Jahren zu Recht einen sehr guten Ruf unter denen haben, die sie kennen.
The Golden Apes waren nie ganz oben, waren immer ein Geheimtipp. Das liegt natürlich am Genre, dass schon lange nicht mehr die Massen mitreißt und für volle Hallen oder Tanzflächen sorgt. Das liegt aber auch daran, dass die Band immer sehr introvertiert, verkopft und unnahbar rüberkam. Die Texte kryptisch-philosophische Rätsel, die Musik so gestaltet, dass sie nur bei voller Aufmerksamkeit wirkt und ansonsten am Hörer vorbeirauscht. Aber diese Beständigkeit – hat man in den Apes eine Band gefunden, die man mag, so liefern sie spätestens seit dem zweiten Album durchgehend und das durchgehend stark. Unfassbar. Und 'Kasbek' ist keine Ausnahme – "Oblivion", "Vento", "Voykova", "Dust & Dew" und "Sleep" sind in meinen Ohren die stärksten Songs des Albums, wie immer gibt es quasi keine melodischen Ausfälle (außer "Morbus me", mit dem ich einfach nicht warm werde) und gerade die instrumentale Perfektion machen den Wert der Band aus – alles scheint wohlüberlegt, alles sitzt und man holt aus dem doch zugegebenermaßen engen Korsett des Goth Rock das Beste heraus. Man achte nur auf die abwechslungsreiche Gitarrenarbeit und das ungemein lebendige Drumming.Und mit dieser Hervorhebung der Instrumentalfraktion tue ich Peers großartigem gesang eigentlich Unrecht. Auch optisch ist das durch crowdfunding finanzierte Werk mit dem stilisierten Bild des namensgebenden Berg im Kaukasus, an den Prometheus der Sage nach gekettet war, weil er den Göttern das Feuer gestohlen hatte, wieder mehr als gelungen. Es ist wirklich eine Freude.
The Golden Apes sind in meinen Ohren die beständigste Band eines immer mehr ins Abseits geratenden Musikrichtung und jedes Album unterstreicht ihren Wert. Sicherlich wird auch 'Kasbek' nicht den ganz großen Durchbruch mit sich bringen, aber ich bin der Band und ihren Fans, die das Album ja finanzierten, dankbar, dass sie durchhalten. Freunde alternativ-rockiger Töne, die die letzten 20 Jahre verpasst haben finden auch mit diesem Album einen super Einstieg in die Welt der Golden Apes. Also zugreifen und verlieben!
The Golden Apes
Kasbek
Aenaos / Altone
07.06.2019
https://goldenapes.bandcamp.com/album/kasbek
01. Oblivion
02. Vento
03. Kasbek
04. Deliverance
05. Voykova (The Healing)
06. Clouds‘ Silver Lining
07. Dust And Dew
08. Sleep
09. Interference
10. Morbus Me
11. Home
12. Parting