Viscera, was auf deutsch soviel wie "Innereien" bedeutet, heißt das 3. Werk von "God Module", was hierzu Lande seit dem 7. Oktober 2005 von dem Label "Out Of Line" vertrieben wird. Tja, eigentlich hätte der kalifornische Frontmann Jasyn Bangert die 11 Songs schon 6 Monate eher im Kasten gehabt, wäre da nicht die hinterlistige Computertechnik die ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Nach einem Festplattencrash, und der natürlich in diesem Fall nicht vorhandenen Datensicherung, konnte Herr Bangert nur noch auf sein Backup im Kopf zurückgreifen um die CD neu zu produzieren. Aber es geschieht ja alles nur zu einem bestimmten Zweck. So konnten vielleicht neue Ideen direkt in das Werk einfließen und es entsprechend bereichern. Nun mögen sich Einige fragen: Was bekommt man Genre-technisch geboten? Ich würde den Sound in folgender musik-mathematische Konstellation wiedergeben: Dark-Elektro + EBM + Indutrial. Schon das einleitende Stück "The Source" spiegelt den "God Module"-Sound wieder: die verzerrte, hasserfüllte Stimme von Jasyn trifft auf harte Beats gepaart mit typischen EBM-Attributen untermalt von sphärischen Synthie-Melodien im Hintergrund. Mit den Tracks "Still So Strange" und "Sections" gehen God Module dann einen etwas anderen Weg als wie bei den übrigen Tracks, welcher durch primären Einsatz von Synthie-Sounds und vordergründigen weiblichen Vocals, gesponsert von Courtney Bangert, einen interessanten Kontrast zu den sonst härteren und ausschließlich von Jasyn gesungenen Stücken aufzeigt. Das ist auch gut so, denn dadurch wirkt dieses Album musikalisch vielfältiger. Ich hätte mir sogar noch mehr von diesem faszinierenden Vocal gewünscht, da Courtney’s Stimme irgendwie sehr sinnlich klingt und durch den verzerrten Sprechgesang von Herrn Bangert bei mir teilweise das Gefühl von geringfügiger Eintönigkeit entstand. Insgesamt sind alle Stücke von der härteren Gangart und entsprechen von der Geschwindigkeit dem oberen bis mittleren Tempo, was der Scheibe auch die volle Eignung zur DJ-Set-kompatiblen Scheibe bescheinigt. Da Jasyn ein absoluter Robert Smith-Fan ist (seine Haarpracht deutet vielleicht auch ein wenig daraufhin), versteht man auch warum er sich für eine Coverversion von "The Cure" entschieden hatte. Der Klassiker "A Night Like This" ist als eine eigene Interpretation von God Module zu sehen, das heißt, das Stück wurde eigentlich komplett zerlegt und nach eigenem kreativen Sinn neu zusammengesetzt. Es stellt für mich eine sehr ansprechende, völlig andere Umsetzung des Originals dar, welche böse bzw. aggressiv wirkt und ordentlich elektronisch getunt wurde. Waren die 15 Songs auf dem Debütalbum "Artificial" allesamt stilistisch noch sehr ähnlich, so kann man beim aktuellen Werk diesbezüglich von einer positiven Weiterentwicklung reden. Neue Sounds und die kreative Einbeziehung aktuell angesagter Elemente aus dem elektronischen Musikgenre lassen, wenn auch nur in kleinen Ansätzen, das Album abwechslungsreich erscheinen. Mir fehlt ein wenig die Ausgeglichenheit zu Jasyn’s aggressivem Gesang. Ich würde mir für das nächste Werk ein Ausbau des gesanglichen Duettes mit Frau Bangert wünschen. Das "God Module" mit ihrem Drittlingswerk auf dem richtigen Weg sind, zeigt die Spekulation auf eine vordere Platzierung in den DAC-Albencharts. "God Module" bleiben ihrer Linie und ihren bisherigen Fans treu. Trotzdem gelingt es ihnen durch neue Ideen die Musik auf ihrem aktuellen Silberling für neue EBM-Interessierte zugänglicher zu machen. Alle Fans des härteren Elektro-/Industrialsounds sollten sich mal die Previews von "Viscera" auf http://www.godmodule.org anhören. Für schnelle Käufer und all diejenigen, die mit 53 Minuten Spielzeit unzufrieden sind, gibt es ein limitiertes Doppel-Digipak das neben einem Aufkleber noch eine zweite CD mit 6 teilweisen neu abgemischten Stücken enthält. Weiterhin sind ein Hintergrundbild und ein Bildschirmschoner zur Aufwertung des heimischen Computers dabei.