Gjöll ist ein Begriff aus der nordischen Mythologie. 'Lärm' ist seine Bedeutung und er bezeichnet den Unterweltfluss (Styx), der am Rande des Totenreichs fließt. Insofern passen Bandname und Titel des Debütalbums von Jóhann Eiríksson (Reptilicus, Product 8) und Sigurður Harðarson (Forgarður Helvitis) perfekt zusammen, denn Gjöll fließt noch entlang der Menschenwelt, bevor er hinabstürzt und den Weg zum Nullpunkt des menschlichen Seins antritt. Die beiden Isländer haben sich hehre Ziele gesetzt. "Way Through Zero" ist ein Konzeptalbum, das einen fundamentalen Weg aus der Unterjochung aufzeigen will, nämlich die Erkenntnis, dass man sich nur unterdrücken lassen kann, wenn man es der unterdrückenden Kraft erlaubt: "There is no power, unless you recognize it". So ist jeder für seinen eigenen, inneren Frieden verantwortlich. Oder einfacher und kürzer gesagt: Lebe dein Leben. Sigurður Harðarson singt bzw. schreit die Texte in Isländisch und erzählt die Geschichte eines Mannes, der eben jenen Weg beschreitet, der zur Selbsterkenntnis führt. Anfänglich noch zurückgezogen, beginnt er, mit Hass gegen die ihn unterdrückenden Kräfte aufzubegehren. Erst später findet er mit der oben beschriebenen Erkenntnis seinen Frieden. Den isländischen Text als auch seine englische Übersetzung kann man im Booklet nachlesen, denn selbst wer des Isländischen mächtig ist, dürfte Probleme haben, etwas zu verstehen, denn Sigurður Harðarson steigert seinen Gesang von normaler, aber sehr leiser Aussprache hin zu Geschrei über extrem verzerrtem Sprechgesang bis hin zu Flüstern. Musikalisch geht es sehr minimalistisch zu und erinnert an Projekte wie The [Law-Rah] Collective. Wie schon die Titel der fünf Tracks vermuten lassen, erwartet den Hörer hier weniger eine Aneinanderreihung musikalischer Ergüsse, sondern der Weg durch die einzelnen Entwicklungsphasen des Protagonisten. Die erklingenden Töne sind dann auch an die Gemütsverfassung desselben angepasst. Dunkle Drones führen in die anfangs pessimistische Grundstimmung ein. Das anschließende Aufbegehren wird mit monotonem Rhythmus und verzerrten Geräuschen unterlegt. Die schlussendliche Veränderung ist erst sehr ruhig und wird mit extrem hohen Tönen fast zur Tortur, da das oszillierende Auf und Ab wie Nadelstiche im Gehör wirkt. Später kommen noch einmal die aggressiven Klänge zum Einsatz um zum Schluss in einem harmonischen Finale zu Enden. Gjölls Debütalbum ist zugegebenermaßen etwas Besonderes. Man muss sich auf eine eigenwillige Umsetzung und auch eine Geduldsprobe einlassen, denn da die Musik wenig Abwechslung verspricht und man den Text eigentlich nur im Booklet verfolgen kann, verliert "Way Through Zero" spätestens nach dem dritten Hören etwas seinen Reiz.