Ein wilder Mix elektronischer Stile, vereint auf einem digitalen Album. 35 Minuten kurzweiligen Spaßes für einen relativ stolzen Preis – Ginger Snap5 sind definitiv gut zu hören, aber ob das reicht, um eine wirkliche Empfehlung auszusprechen?

Aus der Ukraine stammend sieht sich das Projekt (ich vermute, dass der auf Discogs benannte Roman Soroko als einziger wirklich Ginger Snap5 darstellt) elektronischer Musik verpflichtet, einen wilden Mix aus Breakbeat, Upbeat EBM und  Future Pop will man produzieren und wenn ich hier schon mit meinem 5-Minuten Internetrecherchewissen prahlen darf (denn leider erhielt ich die Dateien ganz ohne Liebesbrief), ist ‚The beast came to the town‘ Album Nummer drei. Zu hören gibt es recht gut gemachte Musik, ein elektronisch stressiges Setting, die angegebenen Genres passen und da ich es nicht besser weiß, klingt es in meinen Ohren an musikalisch saubere Prodigy, Massive Attack und Konsorten mit dem Gesang von Clawfinger. Insgesamt habe ich eher das Gefühl, ein Werk aus den späten 90ern zu hören – muss ja nichts Schlechtes bedeuten. Nach einem soliden Auftakt können mich „Dragon’s tail“ und insbesondere das zum Teil an Synthwave erinnernde „Enter the action“ gut unterhalten – letzteres erinnert mich an eine Mischung aus Breakbeats und dem Soundtrack von Blade Runner. Leider sind die folgenden drei Titel in meinen Ohren eher fad und erst der abschließende Beinahe-Titeltrack mit seinen wieder sehr nach 90ern klingenden „coolen“ weiblichen Sprechgesängen kann mir noch einmal Ohrenfreuden bescheren. Aber insgesamt hatte ich meinen kurzweiligen Spaß. Auf lange Sicht sind mir die Tracks im Sound und Machart zu ähnlich und zu wenig bewegend. Alleine die Ähnlichkeit von „Enter the Action“ und „The pit“, bei dem im Refrain fast exakt gleich wie im Vor-Titel …“massive action…“ gesungen wird – das ist schon etwas mager. Und weil Ginger Snap5 ganz selbstbewusst für den Download 7 Euronen einfordern (13 Euronen, wenn man alle Songs auch noch instrumental sein Eigenen nennen möchte), kann ich auch nur bedingt eine Empfehlung aussprechen:

Für 35 kurzweilige, wenig nachhaltige Minuten elektronischer Spielereien, die allesamt einen ähnlichen Sound aufweisen wäre mir als Freund solcher Klänge der Preis zu hoch. Ja, es ist gut programmiert und professionell abgemischt und man erkennt, dass Soroko ziemlich genau weiß, was er da an den Reglern herumschiebt, aber ein guter Techniker ist noch lange kein guter Künstler. ‚The beasts came to the town‘ kann man sich gut ein- oder zweimal im Netz reinziehen und dann auch wieder gut vergessen.

 

Ginger Snap5

The beast came to the town

 

01.12.2020

Eigenproduktion

 

https://gingersnap5.bandcamp.com/album/the-beasts-came-to-the-town-extended

 

01. dRampage
02. Dragon’s tail
03. Enter the action
04. The pit
05. Wild running
06. Urban witches
07. The beast is in town