Geschätzte Freunde schwarzer elektronischer Musik, stampfender Bassdrums, klagender Melancholie, kreischender Synthesizer, durchdringender Vocals, bombastischer Orchester, musikalischer Mannigfaltigkeiten und seelischer Zwiegespaltenheit - nach 5 harten Jahren ist es nun soweit: Innere Apokalypse" ist fertig." So kann man es auf der Homepage des Projektes Gedankenrasen lesen. Und da das Werk laut Label natürlich "Szenegeschichte" schreiben wird muss ich ja nicht mehr viel loswerden..... oder doch? Naja, zumindest kann ich ja informieren, wer da Szenegeschichte schreiben wird und mit welchen Mitteln er das machen wird. Die "Innere Apokalypse" ist das Debut des deutschen Projektes, das sich mit Hintergrundinformationen angenehm zurückhält. Nebulös, unantastbar – allein das Album soll für sich sprechen und nicht mit einer aufregenden Geschichte oder extravaganten Bildern rund um die Musiker konkurrieren. Also rein mit dem guten (?) Stück und ab dafür. Gemischte Gefühle hatte ich beim ersten Hördurchlauf. Diese setzten sich bei allen weiteren Durchgängen fort. Sie blieben in einer Woche, ich der ich von den Aufnahmen Urlaub nahm und sie beschleichen mich wieder während die Musik im Hintergrund hämmert und ich diese Zeilen tippe. Aber egal, wie diese Kritik auch endet – Gedankenrasen klingen in jedem Fall endlich mal wieder spannend und können auf Albumlänge (positiv und negativ) überraschen. Und das Album ist eindeutig ein Debut,denn es fehlen eben doch noch die kleinen Kniffe, die bei professionellem Songwriting für den letzten aber nötigen Schliff sorgen. Vergleichsbands lassen sich ansich nur schwer finden, aber alle Elemente von "Innere Apokalypse" lassen ist bekannten Vorbildern zuordnen. Der Gesang ist dabei auffälligstes Element der Musik. Der Hörer fühlt sich auf ein Das Ich Fankonzert versetzt, so ähnlich sind die Parallelen: Gleicher Sprechstil, gleiche Betonungen, gleicher Wechsel zwischen den Sprech- und Schreiparts. Das muss nichts Schlechtes sein, setzt man sich doch so von den hunderten Geisterschrei-Elektronikern ab. Nicht so ganz wollen mir aber die Zeilen gefallen, die da vorgetragen werden. Dem Sprecher geht es schlecht, er ist wütend und angefressen – und deswegen schreit er seinen Missmut in Reim-dich-oder-ich-fress-dich Texten mit Ambition zur anspruchsvollen Gestaltung hinaus... und ist damit leider fürchterlicher Standart. Und die wenigen englisch gesungenen Songs tun Dank unsicherer Aussprache ihr übriges. Naja, da hilft es wohl nur, dass wir den Gesang als Stilmittel nehmen und die Inhalte ignorieren. Man muss eben nur wissen: er ist sauer und macht deswegen böse Musik. Wobei, reiner böser Standart klingt auch anders. Klassische Pianoparts, ruhige Waveelemente und langsamer Songaufbau. Immer wieder gechillte Parts oder Songs. Dann wieder heftiges Beatgeballer irgendwo zwischen VNV Nation und harten Kalibern (wobei es mal heftig hellectro-ig klingt und mal hölzern und billig). Gedankenrasen haben mit "Innere Apokalypse" ein Debut herausgebracht, dass Freunde anspruchsvoller Elektrokost durchaus mal durchhören könnten. Die Qualität der einzelnen Lieder schwankt so sehr wie der Einsatz unterschiedlichr Stile, die Masse an Liedern könnte sich auch als "zuviel" erweisen und am Gesang und den Inhalten der Texte werden sich sicherlich die Geister scheiden. Aber hey, immerhin lässt das Album aufhorchen und lässt wohlige Erinnerungen an die (für mich) schönen 90er-Elektro-Zeiten aufkommen um diese mit moderneren Bässen zu verbinden.