Nach ihrem Debüt "Die Viren sollen krepieren" ist "Falsche Sau" die nächste Predigt der LiturgikerInnen gebenedeit und beschreibt den typisch österreichischen Brauch der Decke (diese wird von der Gruppe über eine unliebsame Person geworfen und jeder kann dann hindreschen wie und solange er will - da die Person unter der Decke nicht weiß, wer geschlagen hat, sind auch keine Konsequenzen zu erwarten). "Falsche Sau" handelt von der Sprache und ihrer Verrohung. Auf welcher Seite des Diskurses (zu roh / nicht roh genug) gebenedeit jedoch steht, trauen wir uns nicht zu sagen. Wahrheit und Mist – was könnte je näher beisammen liegen?

"Gebenedeit" ist die literarisch-liturgische Band von Lydia Haider, Josua Oberlerchner und Johannes Oberhuber. Schriftstellerin Haider hat bereits unterschiedlichste performative Lesungen gemeinsam mit Oberhuber im Zeitraum 2015 - 2018 aufgeführt. Dieses Duo wird nun mit dem Rhythmus des Schlagzeugers Oberlerchner erweitert. Nach wie vor stehen die Texte Haiders im Zentrum der sich als liturgisch inszenierenden Formation. Erschaffen wird eine ganze Messe, operiert wird nicht mit feiner Klinge, sondern mit schwerem Geschütz. So donnern Metallbeats neben dröhnenden Bässen, um den Weg für Haiders biblische Sprache zu ebnen. gebenedeit kommt vom lateinischen benedicere und bedeutet soviel wie segnen oder lobpreisen. Es wird am häufigsten im katholischen Kontext - konkret im Ave Maria - gebraucht. Dort wird es ähnlich wie andere Wörter in der christlichen Liturgie an immer gleicher Stelle wiederholt, undeutlich dahinrezitiert. Es bekommt den Charakter eines Patterns, das den Textfluss gliedert und einen musikalischen Rahmen erzeugt. Auf ihre ganz eigene Art macht sich die Schriftstellerin und Musikerin Lydia Haider diesen liturgischen Rhythmus zu eigen. Stellenweise erinnert es an ein Mantra, dann wieder an eine Verfluchung oder an eine Anbetung auf basalster Ebene. Mit Instrumenten wird dies in ein unkonventionell gehaltenes Konstrukt aus Stimme, Schlagzeug und Bass transformiert. Musikalisch/stilistisch sind die gebenedeit Stücke sehr unterschiedlich, werden jedoch zusammengehalten von der Textlastigkeit, dem Pattern-Charakter und der trotzigen Nonkonformität. Im Zentrum steht dabei die Performance: Inszeniert wird tatsächlich eine (katholische) Messe, Überidentifikation groß geschrieben. Der Leib Haider wird (aggressiv) verteilt, es wird gekniet, gepredigt, offensiv ins Publikum marschiert. Viele Songtexte befinden sich auch in erweiterter, abgewandelter oder gekürzter Form im ersten Lyrikband von Lydia Haider, der im Mai 2020 im Verlag parasitenpresse in Köln veröffentlicht wird.