Endlich ist es da! Das langerwartete Debüt-Album von Vasi Vallis Namnambulu-Nachfolge-Projekt Frozen Plasma. Als die Vorab-Single „Hypocrite“ Ende November letzten Jahres erschien, überschlugen sich die Kommentare und Stimmen zum neuen Songmaterial und zum künstlerischen Weg, den Vasi nach der Trennung von Henrik Iversen eingeschlagen hatte: Der alte Bandname wird begraben, eine neue Stimme kommt hinzu und der Namnambulu-typische Sound bleibt. NNB-Fans werden Frozen Plasma und damit auch das neue Album „Artifical“ lieben und die ewigen Kritiker bekommen gleichzeitig ein gefundenes Fressen serviert. Alle anderen, die NNB oder „Hypocrite“ bisher nicht gehört haben, sollten aktiv werden – und zwar schnell! „Artifical“ ist feinsinniger Elektro-Pop, der auch nach x-fachem Durchhören keine Abnutzungserscheinungen zeigt oder Langeweile aufkommen lässt. Eingängig, treibend und vielschichtig präsentieren sich die elf neuen Songs. Das Album lebt von großartigen Melodien, einem zumeist ordentlichen Schuss Tempo bzw. einer entspannten Ruhe, und natürlich einer verzaubernden Melancholie, die schon bei NNB für eine wohlige Gänsehaut sorgte. Auch wenn die Grundstimmung der meisten Songs bzw. Texte meist sehr ernüchternd, wenn nicht sogar negativ gehalten ist, hat man zu keiner Zeit das Gefühl, einem aufgesetzt wirkenden Pessimismus erliegen zu müssen. Auf „Artifical“ setzt sich Vasi, der bei Frozen Plasma nun auch die Texte schreibt, mit dem Begriff der „Künstlichkeit“ (artifical, engl. = künstlich) auseinander, die in der modernen Zeit zu etwas Selbstverständlichem geworden ist und uns in vielen Bereichen unseres Lebens oft unbewusst beeinflusst und tangiert. Ob künstliche Intelligenz, künstliche Welten im virtuellen Cyber Space oder die vergebens gesuchte Erdbeere im Fruchtjoghurt – um nur drei unterschiedliche Beispiele zu nennen – die real greif- und erfahrbare Welt verlagert sich zunehmen in Dimensionen, die den Bezug zum dinglichen Hier und Jetzt verloren haben. Diese Facetten der Künstlichkeit sind ernüchternde und womöglich sogar schmerzliche Erfahrungen, die Vasi in seinem früheren Berufsleben als Mitarbeiter in einem Bankhaus zur Genüge miterleben musste. Auch wenn die Musik von Frozen Plasma im Grunde ebenfalls als „künstlich“ bezeichnet werden kann, da sie vollständig mit und in elektronischen Geräten generiert wurde, ist hierin nicht unbedingt ein Widerspruch zu sehen. Denn diese Art von „Künstlichkeit“ eröffnet einen völlig neuen Raum an Möglichkeiten und Machbaren – und damit auch an Ausdrucksmitteln, die wiederum neue Kreativität entstehen lassen. Das wichtigste Ausdrucksmittel ist aber immer noch die menschliche Stimme: Mit Diorama-Keyboarder und -Sänger Felix Marc ist Vasi Vallis ein echter Glücksgriff gelungen. Obwohl Felix in den Songs nicht so dominant zur Geltung kommt wie seiner Zeit Henrik Iversen, ist sein Gesang deswegen nicht weniger faszinierend und prägnant: Seine Stimme transportiert nicht nur eine ungekünstelt wirkende Wehmut, sondern auch Kraft und Aufbegehren – eben jene gelungene Mischung, die Frozen Plasma bereits als noch sehr junges Projekt auszeichnet. Mit „Artifical“ ist Vasi ein Album gelungen, das nicht nur jede Menge neues Club-Material bereithält, sondern auch ein Album, das in jeder Stimmungslage gehört werden kann. Tanzflächen-Kracher wie „Irony“, „A generation of the lost“ oder „Hypocrite“ ergänzen sich mit der Traum-Ballade „A second of life“ – in der extended version ganze elf Minuten lang – oder dem mystisch-beschwörenden Instrumental „Unborn faith“ zu einer zündenden, intelligenten und überzeugenden Pop-Mixtur. So klingt die zeitgemäße Fortführung einer wunderbaren Erfolgsgeschichte! Anspieltipps: Irony, A generation of the lost, Condense, Hypocrite, A second of life