2001 begann Ina Peters unter dem Namen FrlLinientreu Videos zu drehen und am Laptop erste Tracks zu basteln. Einige Synthesizer und Pads später veröffentlichte sie zusammen mit Feine Trinkers Bei Pinkels Daheim ihre Produktionen zum ersten Mal auf CD und trat auch zunehmend live auf. 2008 folgte ihr erstes eigenes Album "Echtzeit" auf dem Label Le Petit Machiniste, welches zusammen mit Ant-Zen nun den Nachfolger "Lifelines" hervorgebracht hat. Nebenbei ist Peters noch als Helma Brenner zusammen mit SaturmZlide bei dem Projekt Schlauch 2 Elf aktiv, deren Stil sie selbst als "Schranztee- und Samba-Noise-Kapelle" beschreibt. Das Soloprojekt pendelt dagegen zwischen Ambient und Rhythmic Noise. Das Frl. Linientreu sich stilistisch nicht wirklich festlegen möchte, lässt sich sowohl an ihren eklektischen DJ Sets, als auch am neuen Album erkennen. "Von Schrecken Und Schönheit Des Verhörens" ist geprägt von einem vertrackten, verzerrten Beat, viel Noise und wie ein Fremdkörper wirkendem Lo-Fi-Streicher-Part, der für eine Minute etwas Melodie bietet. Im Grunde Material, wie man es von einem Label wie Le Petit Machiniste erwarten würde, doch schon mit "Spiel Mal Minimal Ey!" bricht Peters aus dem Schema aus und präsentiert minimalistischen Retro-Electropop, mit starrem Rhythmus und haufenweise Claps, defizitärem Basskick und monoton gesprochenen Einzeilern als Gesang. Mit "Ode An Die Stille" folgt wieder etwas völlig anderes, diesmal ist es Ambient bestehend aus basslastigen Drones, die nur zwischen 2 Tonlagen wechseln und streckenweise von orgel-artiger Synthline unterstützt werden, was dem ganzen eine relativ warme Stimmung verleiht. Garniert wird das Stück mit kurzen Soundspielereien, die mit der Zeit zunehmen und gegen Ende fast strukturierend wirken. Ähnlich verhält es sich mit "I Hate You" und "Blindness", allerdings wirkt Ersteres aufgrund der hallenden Schläge und der sehr monotonen Drones und Peters verhallender Stimme wesentlich kühler und desolater. Auch "Blindness" enthält einen dumpfen, puls-artigen Bass, der monoton durchläuft, wozu kontinuierlich modulierte Synthlines laufen. "Empty" bildet zusammen mit dem ersten Stück den Kontrast dazu, stellen sie doch mit verzerrten harten Beats, Störgeräuschen und Distortion bis zum Anschlag die Industrial-Walze auf der Platte dar. Der Titeltrack selbst steht irgendwo dazwischen, zwar sind die Beats sehr Industrial-like, aber dazu gibt es eine blubbernd-heitere Synth-Melodie. "Different In This Life" und der zweite Teil davon sind eher gelassen, haben einen dezenten, lockeren Rhythmus, zumindest teilweise, und wirken wesentlich heller als der Rest, erzeugen eine ganz andere, positive Stimmung. "Licht Aus!" und "Licht An!" sind relativ experimentelle Zwischensequenzen, die sich aus Fetzen verrauschter telefonischer Konversationen (o.ä.) und diverser merkwürdiger Geräusche zusammensetzen. SaturmZlide's Remix betont u.a. den Basskick stärker und macht das Stück insgesamt attraktiver für die Tanzfläche, es wirkt wesentlich brutaler und steht auf einer Ebene mit den Rhythmic Noise-Stücken des Albums. Der Remix von Schlauch 2 Elf ist etwas verrauschter, lo-fi-mässiger und klingt nicht so zackig wie Lifelines und der Beat verschluckt den Rest etwas. Auch wenn nicht alles den eigenen Geschmack treffen sollte, bleibt dieses Album eine sehr interessante Mischung gekonnt ausgeführter Stil-Proben. "Lifelines" hinterlässt aufgrund der Abwechslung zwischen Ruhe und Lärm einen relativ dynamischen Eindruck, der noch unterstützt wird durch besagte Stimmungs- und Stil-Vielfalt. Das hat aber gleichzeitig den Effekt, dass das Album ziemlich durchwachsen wirkt, eine rote Linie, ein verbindendes Merkmal evtl. schwer zu erkennen sein kann. Für mich überwiegt letztendlich jedoch die Freude am Spiel, die hiermit auch vermittelt wird.