Ladies and Gentlemen! Dependent Records proudly present Fractured mit ihrem Debütalbum "Only Human Remains". Ein weiterer Newcomer im eigentlich schon arg strapazierten Feld des Harsh- oder auch Hellectro. Und dennoch haben sie ihre Chance genutzt! Das Trio stammt übrigens aus Kanada und besteht aus dem Mastermind Nick Gorman sowie den Musikern Famine und Morgana. Gleichwohl ihres Newcomer-Status sind sie, zumindest einem gewissen Publikum, nicht unbekannt. Das belegen eine Septic V-Mitgliedschaft, der Gewinn des :Wumpscut:-Remixcontests mit "Just A Tenderness" und nicht zuletzt die Auszeichnung als bester "Unsigned Act" der Sideline-Website. Vielleicht ist es gerade die Entfernung zu den altbewährten, vor allem europäisch stampfenden und verzerrten Klangstrukturen, deren eintöniger Vorhersehbarkeit - sei es Rhythmus, Sound oder Arrangement - Fractured mit düsterer, melodiöser, atmosphärischer, harter Gangart begegnen, sie mit diversem Clubpotenzial versehen und trotzdem durch neue Akzente in die Knie zwingen können. Oder um als weltoffener Gourmet zu sprechen: A fine blend of Suicide Commando, Hocico, :Wumpscut:, Interlace, Frontline Assembly, Stromkern and Auto Aggression, new served with own ideas. Mit einer fast spielerischen Gelassenheit zeigen Fractured auf "Only Human Remains", dass sie diesem angeprangerten Konformismus - neben dem eigentlichen Songtext hier in Form von monotonen Rhythmen und stereotypen Strukturen dieser Musikart - ein ums andere Mal den Garaus machen. In jener doppelten Hinsicht wird dies schon im ca. fünfminütigen Intro "What Is The Moment Of Truth?" deutlich. Die Person entpuppt sich als irrer Psychopath, der erst durch unsere akzeptierte 08/15-Welt aktiviert wird. Die Aggressivität, mit der sich diese Wut durch die spoken Words von Gastsprecher It-Clings aufbaut, liegt nicht nur am Sprecher sondern auch an den eingesetzten, unterstützenden und akzentuierten Sounds, Beats und den ganz kurzen Breaks, so dass am Titelende theoretisch jeder Hörer überzeugt sein könnte: Ja, er hat recht. "Only Human Remains" als zweiter Song offenbart gleich die enorme Spannweite des Albums, da er sich zu Beginn fast futurepoppig und auch tanzbar präsentiert. Stimmlich meldet sich übrigens direkt Satan zu Wort - so eine extrem bearbeitete Stimme ist auch nicht sehr oft anzutreffen. Denn diese hier ist zudem noch in den Zerhacker geraten, so dass sie letztlich selbst zum Sound mutiert. Das restliche Arrangement kann sich dieser Bearbeitung nicht entziehen, was sich in den weiteren Titeln in noch ausgeprägterer Form wiederfinden lässt. Dadurch wirken die Songs vereinzelt teils unwirklich, fernab vorhersehbarer Klänge. Und dennoch kann des Öfteren das Tanzbein geschwungen werden, weil sich Clubtauglichkeit einstellt, die primär durch in den Ohren hängenbleibende Melodien und treibende Beats wie bei "Everytime", "Between The Lines" oder "Cold Eyes" zum Vorschein kommt. Schon diese genannten Titel geben bei jedem weiteren Durchlauf weitere kleine hörbare Details frei, was bei den ruhigeren bzw. langsameren Songs noch um einiges stärker ausgeprägt ist, siehe bspw. "Bleed", "Haunted Memories", "One More Time" oder "Try To Forget". Das volle Spektrum der Studioarbeit wird sich deshalb sehr wahrscheinlich erst nach mehrmaligem Hören einstellen, so dass sich diese CD letztlich Schritt für Schritt komplett enthüllt. "Only Human Remains" bringt somit den Spaß am Musikhören auch wieder in die heimische Stube, weil hiermit auch endlich wieder einmal längst verloren geglaubte Zwischentöne Einzug in die Kompositionen gehalten haben.