Gwenn Trémorin sollte (!) allen Dark Electronica-Interessierten mittlerweile ein Begriff sein. Ob als Solo-Projekt Flint Glass, zusammen mit Empusae als Tzolk'in, oder einfach nur als Mitgründer des Brume-Labels, er scheint ein Talent für für düstere Klangwelten zu haben. Als Flint Glass bringt er Einflüsse aus Dark Ambient, Rhythmic Noise und Tribal Industrial zusammen, und weil sein zweites Album "Nyarlathotep" ausverkauft ist und immer noch Nachfrage besteht, wird es als Re-Release, limitiert auf 500 Stück, nochmal auf den Markt geworfen. Um den Kaufanreiz zu erhöhen, wird es, einer der Kernkompetenzen der Medienbranche entsprechend, mit neuem Material in Form der "From Beyond EP" gebündelt. "Nyarlathotep" wurde schon auf MK rezensiert und ich kann mich der damaligen Bewertung nur anschliessen, was auch als Hinweis darauf zu verstehen ist, dass es sich hierbei um ein relativ trend-unabhängiges Hörvergnügen handelt. Die EP ist strukturhomolog zu "Nyarlathotep", d.h. zwischen den eigenständigen Liedern "Al Takwi", "Hypnos", "Al Azif" und "The Hound" befindet sich immer eine kurze (16-28Sek) Zwischensequenz zur Überleitung, sodass die Stücke nicht unterbrochen werden und eine Gesamtheit bilden. "Al Takwi" hat etwas orientalisches, mystisches, teilweise hervorgerufen durch die verwendeten Ethno-Sounds, die kombiniert werden mit einem knackigen, sauberen Breakbeat und beunruhigender, drone-artiger Bassline. Der Industrial-Einfluss äussert sich u.a. in Form von regelmässigem, kurzem Einsatz von Distortion, wobei er in den letzten 2 Minuten dann stark zunimmt: der Rhythmus wird verzerrt, hochfrequentes Pfeifen und ein waberndes Rauschen gesellen sich zum Hintergrund, wodurch sich die Atmosphäre wandelt und rauer und kälter wirkt. "Hypnos" zeichnet sich durch eine stärkere IDM-artige Prägung aus. Der Beat bleibt zwar konstant, doch wirkt die Zusammensetzung der Sounds wie eine gelungene Collage, ohne den zu Beginn des Stücks im Vordergrund stehenden Tribal/Ambient-Pfad zu verlassen. "Al Azif" beginnt ruhig, mit etwas, das sich anhört wir Unterwasser-Blubbern, und steigert sich dann ebenso zu einem Electronica/IDM-Stück, dem die melancholische Atmosphäre aber nicht verloren geht und welches mich ein wenig an den Sound von Klangstabil und Architect erinnert. "The Hound" lässt sich mit 10 Minuten etwas mehr Zeit und beginnt, wie die vorherigen Lieder, ruhig und ominös. Graduell drängt sich der Rhythmus in den Vordergrund, und spätestens beim Einsetzen des Bass-Kick wird einem der immersive Trance-Charakter dieses Stücks bewusst. Stampfende Tribal-Beats, graduelle Progression und flächige Geräuschkulisse machen dieses Stück zu meinem Favoriten dieser EP. Absolut drogenkompatibel. Wer "Nyarlathotep" noch nicht kennt, sollte zugreifen, und wer es schon hat, sollte trotzdem zugreifen, um mit "From Beyond" die Zeit zum neuen Album zu überbrücken, an dem noch fleissig gearbeitet wird. Das Artwork ist genauso qualitativ hochwertig wie der akustische Inhalt. Flint Glass schafft es, verschiedene Einflüsse stimmungsvoll zu vereinen, aufgrund dessen sich seine Musik, neben den bereits genannten, z.B. mit den Werken von Atrium Carceri, This Morn' Omina und natürlich Tzolk'in vergleichen lässt. Da "Nyarlathotep" schon 5 Punkte bekommen hat und diese auch verdient, lege ich noch 0,5 drauf, um den durch die EP gesteigerten Umfang an Material zu würdigen.