Karin Dreijer Andersson und ihren Bruder Olof kennt man bereits, zwar durchgängig hinter Masken versteckt, als The Knife. Tanzbare, aber unkonventionelle Elektronik verhalf dem Geschwisterduo zu eine Menge Anerkennung und sechs schwedischen Grammys. Aufhören soll man bekanntlich dann wenn es am schönsten ist, und so legten die beiden zunächst ihr gemeinsames Projekt auf Eis. Eine willkommene Gelegenheit für Karin Dreijer ein zweites Kind zu bekommen und mit einem Solo-Werk an den Start zu gehen. Unter dem Projektnamem Fever Ray präsentiert sie ungeheuer dichte, stimmungsvolle elektronische Musik, genau wie das geniale schwarz-weisse Cover das auf den ersten Blick suggeriert. Im Gegensatz zum tanzbaren, fast eingängigen Werk von The Knife geht es dabei sehr viel mystischer und schwermütiger zu. Das transportieren auch die beiden Videos zu den Singles ‚If I had a Heart’ und ‚Whe I grow up’, bei denen triste Farben sagenumwobene Gestalten und tote Menschen die Szene bestimmen. Überhaupt fühlt man sich mit Fever Ray in eine andere Zeit, eine parallele Welt versetzt, bei denen Fabelwesen das Geschehen zu bestimmen scheinen und man nicht weiß, welche Überraschungen in der nächsten Minute auf einen warten. So spielt sich ‚Fever Ray’ auf zwei Ebenen ab: zunächst im Kopf von Karin Dreijer, dann aber auch auf jeden Fall im Kopf des Zuhörers. Die Vocals sind, wie man das schon kennt, teilweise hoch und schrill, dann wieder stark von der Tonlage her nach unten verlegt, was die unwirklich erscheinende Atmosphäre des Albums noch verstärkt. Perkussive Untermalung durch elektronische Geräusche schafft es in den meisten Songs konventionelle Beats fast vollständig zu unterdrücken. Sowohl im Gesang als auch in der musikalischen Untermalung schwingen stellenweise asiatisch angehauchte Elemente mit, die sich mit den nordischen Songfragmenten zu einer unwiderstehlichen Kombination zusammenfügen. Liebevoll konstruierte Soundteppiche bauen sich wie Irrlichter in dunklen Sümpfen auf, zu denen man einfach hin muss, koste es was es wolle. Trotz aller Schwermut, Fever Ray transportiert auch eine gewaltige Portion Hoffnung, wie bspw. in ‚Now’s the only Time I Know’. Fever Ray ist ein Album geworden, das dem Frühling trotzt und düster einlullende Songs bereitstellt um sich nochmal in eine warme Decke gekuschelt bei Kerzenschein mit sich und der Wirklichkeit zu befassen. Musiktheraphie mal anders.