Bereits vor einigen Monaten erschien mit 'Unspoken arcane mysteries' ein weiteres Album aus dem Bereich Dungeon Synth, das ich hier in jedem Fall positiv benannt wissen möchte. Viel weiß ich nicht, die Informationen auf der eigenen Bandcampseite geben nicht viel mehr her, als dass die musizierende(n) Person(en) hinter dem Projekt aus Italien stammen, wie bei mir ein Faible für Emyn Muil vorhanden ist und dass das Album in Eigenregie entstand. So weit, so nicht ungewöhnlich für das Genre. Warum aber picke ich Feudum heraus aus hunderten Veröffentlichungen, die da quasi täglich auf die Menschheit losgelassen werden?

Feudum steht in meinen Ohren für klassischen Dungeon Synth mit einem Hang zu kalter, ambientlastiger Atmosphäre. Vor meinen Augen tauchten Szenen aus der Verfilmung des Herr der Rose auf, Bilder voller Schnee und Trostlosigkeit im Außen und voller unbehaglicher Bedrohlichkeit im Innen. Es wird sparsam mit Effekten und Melodien umgegangen, nie aber ruht sich Feudum in der Wiederholung der immergleichen Akkordfolgen über Minuten aus. Stattdessen gibt es dezentes Ineinandermischen der einzelnen Spuren, alles dumpf abgemischt, so als ob die Klänge durch einen Schneesturm an das Ohr des Hörers dringen. Ich fühle mich ein wenig an Stronghold Guardian erinnert: Dort wirkt die dumpfe Abmischung aber eher wie ein nicht greifbarer Fiebertraum. In beiden Fällen aber macht genau dieser Sound ganz viel aus vom Genuss, für mich insbesondere bei den Drums. Auf 'Unspoken arcane mysteries' entsteht keine Monotonie, sondern eine ganzheitliche Unbehaglichkeit, Frost, der auch den Körper zu erfassen scheint, auch wenn man sich an den Kamin oder die Heizung drückt. "Snow-covered walls" ist dabei mein absoluter Höhepunkt, was für ein Stück trostloser Einsamkeit - da möchte ich selbst hinaus, möchte, dass Wind und Regen an mir zerren und bin froh darüber, dass ich Feudum erst jetzt, im Winter gefunden habe. Im Mai hätte ich mich eventuell schwerer getan, mich von dieser dichten Atmosphäre fesseln zu lassen. Alle anderen Stücke sind stark, eine halbe Stunde karger, in die Knochen ziehender Kälte, die die Keyboards da zaubern.

Es ist nicht viel Geld, dass auf Bandcamp verlangt wird - im Dungeon Synth findet man so unfassbar viel Musik, jeden Tag wird der Fundus größer. Aber manch ein Werk ist doch so viel mehr als all die sich doch oft sehr stark ähnelnden Alben, die da ins Netz fluten und Feudum ist in meinen Ohren ein solches. Und sicherlich nimmt dieses Debüt einen würdigen vierten Platz ein, wenn es um meine Dungeon Synth Favoriten in 2021 geht: Direkt hinter den aktuellen Alben von Castle Zagyx, Ithildin und Oublieth. Wer das Genre bisher gemieden oder nicht bemerkt hat: Dieses Jahr war ein sehr gutes Jahr für kitschig-künstliche Keyboardmusik und diesen vier Alben sollte man unbedingt eine Chance geben.

 

Feudum

Unspoken arcane mysteries

 

28.05.2021

Eigenproduktion

 

https://arcanumfeudum.bandcamp.com/

 

01. ...let the journey begin
02. Arcanum feudum
03. Snow-covered walls
04. Enter the throne room
05. March on the battlefield